: Drahtzieher Enrile?
Ex–Verteidigungsminister Enrile bestreitet unmittelbare Beteiligung / Ex–Sicherheitschef Honasan geflohen „Ich habe keinerlei Absicht, Präsident zu werden“, entgegnete am Sonntag der frühere Verteidigungsminister Enrile. Seit Beginn des Putsches am Freitag hielten sich hartnäckig Gerüchte über die Beteiligung des von Präsidentin Aquino im November gefeuerten Verteidigungsministers. Zwar war Enrile am Waffengang der Aufständischen nicht beteiligt, daß er aber von dem Putsch nichts gewußt haben wil, ist kaum vorstellbar. Schließlich war der putschende Oberst Honasan lange genug sein Sicherheitschef, und sein Name tauchte auch im Zusammenhang mit den gescheiterten Putschversuchen im Juli 86 und Januar 87 auf. Dieses Mal nahm Enrile offensichtlich eine abwartende Haltung ein. Am Freitag fehlte der ins Parlament gewählte rechtsgerichte Oppositionspolitiker ohne Angaben von Gründen bei der Sondersitzung der Volksvertretung. Seine Haltung und sein Schweigen begründete Enrile am Sonntag damit, er habe weder „die eine noch die andere Seite bevorzugen“, sondern strikte Neutralität wahren wollen. Die ging sogar soweit, daß er sich am Freitag weigerte, der Bitte des amerikanischen Geschäftsträgers in Mamila, Philip Kaplan, folge zu leisten und die Putschisten zur Aufgabe zu bewegen. Erst als der Auftstand niedergeschlagen war, fand Enrile deutliche Worte. Er lobte das Vorgehen von Generalstabschef Ramos gegen die Putschisten: „Er hat gehandelt wie ein Befehlshaber, und ich bin froh für ihn ud das Land.“ Offenbar hätte es bei einem Sieg der Putschisten um Enrile alten Kampfgefährten General Ramos nicht so gut gestanden. General Ramos und Enrile waren zusammen mit dem jetzt flüchtigen Oberst Honasan an dem Sturz von Marcos mitbeteiligt. Hintergrund des nun fünften Putschversuchs gegen die Regierung Aquino ist jeweils die den Militärs zu lasche Haltung gegenüber den Kommunisten. Und im Kampf gegen Kommunisten finden sich leicht Verbündete. So stellte am Sonntag in Manila der Vorsitzendedes philippinischen Verteidigungsausschusses, Senator Raul Manglapus, die Frage, ob die Reisen verschiedener prominenter ultrarechter Kreise in den USA etwas mit dem Putsch zu tun hätten. In diesem Zusammenhang nannte er den im Ruhestand lebenden US–General John Singlaub, der in der Vergangenheit auch Geld für die Contra in Nicaragua gesammelt hat. Der Senator sagte, die Philippinen seien in jüngster Zeit von pensionierten US–Generälen besucht worden, die mit Singlaub in Verbindung ständen. Wie sate Enrile noch als Verteidigungsminister im November letzten Jahres: Wenn man mit der Guerilla intern nicht zu Rande käme, wäre villeicht die „Unterstützung durch unsere Verbündeten“ (die USA) vonnöten. ■ woz
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