Dortmund will "spektakulär" spielen: Keine Angst vor Robbéry
Vor dem Spiel gegen Bayern München verbietet BVB-Trainer Klopp seinen Spielern, nur "irgendwie" Fußball zu spielen. Der Glanz der Rückrunde müsse wieder her.
Keine Angst vor Robbéry
AUS DORTMUND MARCUS BARK
Die Bundesligapartie zwischen Bayern München und dem VfL Wolfsburg dauerte 91 Minuten. Nur 28 davon standen Arjen Robben und Franck Ribéry gemeinsam auf dem Platz. Das ist eigentlich viel zu wenig, um von einem neuen Traumpaar, vom Fußballungetüm "Robbéry" zu schwärmen, wie es nach dem 3:0-Brustlöser der Bayern in großen Buchstaben geschah. Andererseits ist die Qualität der Flügelspieler wirklich eine Bedrohung für die Konkurrenz. Der erste Trainer, der sich den Kopf zerbrechen muss, wie die beiden Tempodribbler gestoppt werden sollen, ist Borussia Dortmunds Jürgen Klopp. Heute um 15.30 Uhr empfängt der BVB, der weiter auf den verletzten Kapitän Sebastian Kehl verzichten muss, den FC Bayern München.
Redegewandt, wie er nun einmal ist, führte Klopp aus, was er vorhabe, aber auch, was er nicht plane. "Ich werde den Außenverteidigern Dede und Patrick Owomoyela bestimmt nicht sagen: Macht sie kalt!" Die Zeiten der Wachhunde, die sich Befehle zum Grasfressen und zu Verfolgungen bis auf die Toilette anhören mussten, hat der Fußball lange hinter sich gelassen. "Gruppentaktisches Verhalten" steht heute auf dem Plan von Lehrer Klopp, wenn es um die Defensivtaktik gegen die "jetzt wieder beste deutsche Mannschaft" geht. "Verschieben zum Ball, doppeln, Passwege zustellen", lautet Klopps Rezept. Die Feinabstimmung war schwierig, schon weil nicht klar ist, ob Ribéry und Robben auch wirklich in der Startelf stehen. Zudem beklagte Klopp die Abwesenheit vieler Nationalspieler. Jammern wolle er nicht, denn "die Bayern haben das gleiche Problem" - vermutlich hätte Louis van Gaal einen Journalisten wegen schlechter Vorbereitung für diese Aussage gerüffelt. Bei seinem Kollegen Klopp wird er Milde walten lassen. Denn die Probleme mit abgestellten Nationalspielern waren bei den Bayern erheblich größer.
Aus ihrer famosen Offensive befanden sich mit Ausnahme von Thomas Müller alle Spieler auf Reisen oder waren verletzt, wie Luca Toni. Der italienische Weltmeister trainiert seit zwei Tagen wieder, ist aber in Dortmund nicht dabei. Van Gaal nutzte den verwaisten Trainingsplatz, um sich zehn Tage in seine Heimat Niederlande zurückzuziehen. Erst am Donnerstag kehrte er nach München zurück.
Jürgen Klopp war nicht nur täglich bei der Arbeit, sondern konnte dort auch mit Ausnahme des Serben Neven Subotic seine Viererkette begrüßen, um die Defensive abzustimmen. Weil es ihm aber auf das große Ganze ankommt, waren die Klagen des Dortmunder Trainers verständlich. Klopp fand das, was der BVB an den ersten vier Spieltagen ablieferte, "nicht wahnsinnig positiv". Deshalb gelte es, wieder zur "spektakulären Spielweise" der vergangenen Rückrunde zurückzufinden. Gegen Bayern möchte der Trainer eine erste Besserung sehen. "Spektakulär" heißt offensiv, daher auch die Marschroute: "Alles, was wir nach vorne machen, ersetzt Defensivarbeit."
Nachdem Klopp eine halbe Stunde über Ribéry, Taktik und Trainingsprobleme doziert hatte, wurde er pathetisch, obwohl er das hatte vermeiden wollen. Er sei in "Leuchte auf mein Stern Borussia" gewesen, der Revue zum 100. Geburtstag des Klubs. Seine Kritik: "Danach war ich stolz, Teil dieses Vereins zu sein. Ich habe noch einmal gespürt, dass wir nicht irgendein Verein sind, und deshalb dürfen wir auch nicht irgendwie Fußball spielen."
"Alles, was wir nach vorne machen, ersetzt Defensivarbeit"
JÜRGEN KLOPP
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