: Doppelte Zurückweisung
EXPRESSIONISMUS Eine Ausstellung zeigt im Schloss Gottorf Werke der Berliner „Neuen Secession“
Misslungen, schwer zu ertragen, fürchterlich: Nicht nur die zeitgenössische Presse konnte in der ersten „Ausstellung von Werken Zurückgewiesener der Berliner Secession“ im Mai 1910 nur eine „Schreckenskammer“ erkennen. Auch dem Publikum ging die Ausstellung der Künstlergruppe um Georg Tappert mit Arbeiten von Berliner Expressionisten wie Moriz Melzer, Heinrich Richter-Berlin und Cesar Klein, aber auch namhafter Vertreter der „Brücke“ zu weit: bespuckt und bekritzelt wurden die Bilder, ein Akt Max Pechsteins wurde sogar mit einem Nagel durchbohrt.
Anders wurde da schon die vierte von insgesamt sieben Ausstellungen der über vier Jahre bestehenden Gruppe im November 1911 aufgenommen: zum ersten Mal zeigte die 116 Werke umfassende Ausstellung Bilder von „Brücke“-Mitgliedern und Künstlern des kurze Zeit später gegründeten „Blauen Reiters“ gemeinsam. Gegründet hatte sich die Neue Secession, nachdem sich einige ihrer Mitglieder für die zwanzigste Ausstellung der Liebermann’schen Berliner Secession beworben hatten – und abgelehnt wurden.
Trotz ihrer Bedeutung für die Entwicklung des Expressionismus ist die dramatische Geschichte von „Liebermanns Gegnern“ selten Gegenstand kunstgeschichtlicher Forschung. Im Schloss Gottorf ist nun eine schon im Max Liebermann Haus gezeigte, von der Kunsthistorikerin Anke Daemgen kuratierte Ausstellung zu sehen, die sich erstmals umfassend der Geschichte und Bedeutung der Neuen Secession widmet. Zu sehen sind ausgewählte Gemälde, Skulpturen und Arbeiten auf Papier, Leihgaben großer Museen, aber auch aus Privatbesitz, die deutlich machen, dass sich der Geschichte des Expressionismus durchaus noch neue Aspekte hinfügen lassen. MATT
■ Schleswig: Sa, 17. 7. bis So, 23. 10., Schloss Gottorf, Reithalle; täglich 10 bis 18 Uhr; www.schloss-gottorf.de