: Doppelte Steuern bringen Sanierung
Die Ausgaben der Handwerkskammer übersteigen um ein Viertel die Einnahmen. Nun hat die Kammer ihre Mitgliederbeiträge für 2005 fast verdoppelt, um einen Konkurs zu vermeiden
bremen taz ■ Mit der Bremer Handwerkskammer ist es im Grunde wie mit dem Land Bremen: Die Ausgaben übersteigen die Einnahmen um etwa ein Viertel. Der hauptamtliche Chef der Handwerkskammer hat lange behauptet, ihm sei von höherer Seite viel Geld versprochen worden – das kam jedoch nie. Nun sitzt die Handwerkskammer in der Patsche.
Dabei hat die Handwerkskammer es viel besser als das Land: Sie hat keine Kredite bekommen, mit denen sie das Problem hätte verschleppen können – also hat sie keinen erdrückenden Schuldenberg angesammelt. „Nur“ die Reserven sind aufgezehrt – immerhin. Und dann haben die Volksvertreter des Handwerks, „Vollversammlung“ genannt, rechtzeitig den alten Präsidenten, der die Sache nicht im Griff hatte, in die Wüste geschickt und nun auch noch den Hauptgeschäftsführer Peter Keck. Die neue tatkräftige Führung der Kammer um den Zahntechniker Joachim Feldmann (siehe Foto) entließ Keck kurz vor Ende der zweijährigen Probezeit.
Schließlich kann die Handwerkskammer – anders als die Bremer Politik – die „Steuern“ erhöhen. Gestern beschloss die Vollversammlung, die Beiträge für das laufende Jahr 2005 fast zu verdoppeln. So wird Zeit gewonnen für die Sanierung des Berufsfortbildungszentrums (BFZ), in dem die Defizite der Handwerkskammer anfallen. Was nächstes Jahr ist, wird man sehen.
Was übernächstes Jahr sein soll, hat Bildungssenator Willi Lemke (SPD) in einem Brief angekündigt, den der Präsident gestern im Wortlaut vor der Vollversammlung (siehe Bild rechts) vorlas: Die Ausgaben des Bildungsressorts für Fort- und Weiterbildung sollen halbiert werden, niemand solle von Planungssicherheit ausgehen, schrieb Lemke.
Die Handwerker legen großen Wert auf ihr eigenes Bildungszentrum, deswegen wollen sie es nicht schlicht schließen. Aber in jüngster Zeit machen die staatlichen Berufsschulen dem auf Lehrlingsausbildung spezialisierten privaten BFZ direkt Konkurrenz. Über eine Arbeitsteilung, die dem BFZ die Luft zum Überleben lässt, wollen die Handwerker gern mit den senatorischen Behörden reden. Es wäre leichter, gäbe es nicht drei Ressorts als Ansprechpartner, sondern nur eines, meinte Präsident Feldmann. Mit einem vierten Ansprechpartner, Bürgermeister Henning Scherf, habe er ein langes Gespräch geführt, berichtete Feldmann. Scherf begegne den Sorgen des Handwerks sehr verständnisvoll. kawe/Fotos: Fecht