: Don Carlos zum Zweiten
■ Das 5. Bremer Puppentheaterfestival
Das Ganze war also doch eine infame Intrige der Prinzessin Ebolie gewesen, die schließlich Titten-klappernd den Thron besteigt, - aber so einfach ist es nicht. Der fette dämliche König Philipp ist zwar hinüber, aber Markus Poser, der Revoluzzer aus Posemuckel, sorgt für das spektakuläre Finale. Hat er seinen Gang durch die Institutionen doch nicht im Finanzministerium abgeschloßen? „Was würde Schiller nur dazu sagen!“. Nicht viel wahrscheinlich, denn von ihm sind nur die Namen geborgt. „Don Carlos, der Infanterist von Spanien oder das kommt davon wenn man seine Stiefmutter liebt“, ist von Silvus Landsberger, einem verkannten Genie des 18. Jahrhunderts. Die Figurentheatergruppe Gingganz/ Göttingen, die sich auf die Umsetzung klassischer und moderner Literatur mit den spezifischen Mitteln des Figurentheaters spezialisiert hat, eröffnete am Mittwoch Abend das 5. Bremer Puppentheaterfestival im Theatrium -Puppentheater. Organisator ist das Puppenteater im Packhaus, das unlängst mit seiner „Faust„-Aufführung großes Publikumsinteresse gefunden hat. Buten und Binnen war auch gekommen, setzte die eher mittelalterliche Szenerie in gleißendes Scheinwerferlicht und überfiel in der Pause die Anwesenden mit den beliebten Spontanfragen, so daß eine fluchtartige Bewegung ins „Festival-Cafe“ zu verzeichnen war. Viele konnten dem zweiten Teil der Aufführung gar nicht so recht konzentriert folgen, waren ständig von der Frage gepeinigt, wie die Fragen denn etwas geistreicher hätten beantwortet werden können, wenn man schon mal im Fernsehen ist. Weitere Aufführungen gibt es noch von sieben weiteren Puppentheatern bis zum Sonntag. Zum Abschlußfest, „Gala der Gaukler“, wird herzlich geladen.
KeDe
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