: Doch einen Rosengarten versprochen
Senat legt Kolumbus‘ Ei: Congress Centrum Hamburg wird erweitert, der Rosengarten bleibt in voller Schönheit erhalten, Planten un Blomen wird sogar vergrößert und das Volksbegehren hinfällig. Freude und Erleichterung auf allen Seiten
von sven-michael veit
Es war die Stunde der hehren Worte. „Das ist zukunftsweisend“, befand Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU), als er den neuen Plan zur Erweiterung des Congress Centrums Hamburg (CCH) gestern im Rathaus präsentierte. „Wir bringen Wirtschaft und Umweltschutz in Einklang“, beteuerte Bau- und Umweltsenator Michael Freytag. „Das CCH wird mit Augenmaß erweitert und wettbewerbsfähig gemacht“, resümmierte CCH-Geschäftsführer Bernd Aufderheide.
„Auf den ersten Blick finde ich kein Haar in der Suppe“, konzedierte selbst Manfred Prügel, Geschäftsführer des Naturschutzbundes (Nabu) und Initiator eines Volksbegehrens, das den Park Planten un Blomen vor der Betonierung durch die CCH-Erweiterung retten will. Dieses Referendum dürfte hinfällig werden, wenn die gestern präsentierten Pläne umgesetzt werden.
Denn diese sehen einen weitgehend unterirdischen Anbau an das CCH vor, ohne den benachbarten Rosengarten in Mitleidenschaft zu ziehen. Dieser werde, versicherte Freytag, „am angestammten Platz vollständig gerettet“. Zudem würde Planten un Blomen, die grüne Lunge in der City, sogar noch vergrößert. Denn einer der beiden Bauhöfe auf dem Gelände soll zur Parkfläche umgestaltet werden und auf dem Dach des Neubaus ein „begrüntes und begehbares“ Areal von 6.100 Quadratmetern entstehen. Es sei schließlich das Anliegen des CDU-Senats, beteuerte der Umweltsenator, „Planten un Blomen zu erhalten und zu erweitern“.
Nach dem neuen Entwurf des Büros „Brauer Architekten“ wird südwestlich des CCH eine „mehrfach teilbare“ Ausstellungshalle von 7.200 Quadratmeter Fläche in den Park hineingegraben, die direkten Zugang zum bestehenden Foyer hat. Das Geländeniveau wird um etwa 1,50 Meter auf die Höhe des Hallendachs angehoben und zur Grünfläche umgestaltet. Ein zweiter Bau mit drei Konferenzsälen entsteht nördlich an der Tiergartenstraße zwischen dem jetzigen CCH und dem Rosengarten, ohne diesen anzutasten. Diese Erweiterung in L-Form ermögliche, schwärmt Aufderheide, „eine größtmögliche Kompaktheit, kurze Wege und ein modernes Kongress- und Ausstellungskonzept“. Nach der projektierten Fertigstellung im April 2006 könne das CCH „eine Spitzenposition unter den Top Ten des internationalen Kongressgeschäftes einnehmen“.
Zudem ist der vollständig vom CCH finanzierte Neubau mit rund 25 Millionen Euro deutlich günstiger als der bislang favorisierte Entwurf des Londoner Architekten Grimshaw. Dieser war nicht nur um etwa die Hälfte teurer und bot dafür weniger Nutzfläche, sondern sah auch die Erweiterung auf dem Rosengartengelände vor. Gegen dessen Zerstörung hatte sich eine Volksinitiative gebildet, die im November vorigen Jahres 28.000 Unterschriften gesammelt hatte, um im zweiten Schritt ein Volksbegehren durchführen zu können.
Uldall, der bislang als wortreicher Verfechter dieser Planung galt, räumte denn auch gestern ein, „zu neuen Ideen angespornt“ worden zu sein. Offenbar von Aufderheide, der zu Jahresbeginn den Posten des CCH-Chefs übernahm und den neuen Plan von Architekten ausarbeiten ließ, mit denen er „schon bisher gut zusammengearbeitet“ habe. Mit einem Ergebnis, das die wirtschaftlichen Interessen des CCH fördere, „ganz behutsam mit dem Park umgeht“ und weitere Planungsunsicherheit durch das Volksbegehren vermeidet.
Der Senat sei bemüht, treuherzte denn auch Uldall, „sich den Wünschen der Bevölkerung anzupassen, wo immer das geht“. Was selbst der Nabu zur Kenntnis nahm, der den neuen Plan „begrüßt“. Man werde „die weiteren Schritte kritisch begleiten“ und darauf achten, dass der Park „in Gänze erhalten“ bleibt. „Wenn dieser Entwurf so umgesetzt wird“, so die Naturschützer erleichtert, „ist dies der Fall.“