: Diversifikation nicht gleich Konversion
■ Betr.: Konversionspläne norddeutscher Unternehmen - taz vom 27.7.1990
L E S E B R I E F (E)
Alle Rüstungsmanager reden von Konversion, doch kaum einer praktiziert sie! Dr. Triebold (Krupp Atlas Elektronik) ist sowenig wie andere Konzernherren - aufgrund der weltpolitischen Veränderungen vom Rüstungslobbyisten zum Konversionsfan geworden. Sein Unternehmen versucht jedoch mit einigem Erfolg, das Firmenimage aufzupolieren und sich als Vorreiter auf diesem Gebiet zu profilieren.
Kompensation statt Konversion heißt die Devise. Nur die wenigsten Unternehmen machen aus der Not eine Tugend und Schritte in Richtung einer Umstellung der Produktion militärischer auf die Produktion ziviler Güter. Diversifikation, d.h. Ausweitung der Produktpalette in zivile Absatzmärkte hinein, aber ist noch keine Rüstungskonversion.
Konversionspläne stoßen auf Widerstand im Unternehmerlager, obwohl dort auch Gesprächs-und Bündnispartner für Rüstungskonversion zu finden sind. Illusionen über die weitere Entwicklung gibt es bis in die Friedensbewegung hinein: Wer aufgrund der Lippenbekenntnisse vieler Politiker und Manager glaubt, es ginge nur noch darum, den Abrüstungsprozeß sozial abzufedern, übersieht dessen Ambivalenz, gegenläufige Interessen und Inkonsequenzen der handelnden Personen. Man muß sich dafür - auch und gerade in Bremen - wie bisher einsetzen und noch mehr politischen Druck entfalten, soll die historische Chance für Rüstungskonversion genutzt und nicht leichtfertig vertan werden!
Christoph Butterwegge, 2800 Bremen
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