Diskussion 07.09.: Berlin, weltoffen auch für Juden?

Wie kann man Antisemitismus bei muslimischen Migrant*innen problematisieren ohne Reflexe zu bedienen?

Ein Teilnehmer der Kundgebung „Steh auf! Nie wieder Judenhass!“ am Brandenburger Tor Bild: dpa

April 2017: Ein Junge verlässt seine Schule in Berlin-Friedenau, weil er von Mitschüler*innen antisemitisch gemobbt und sogar angegriffen wird. Die Eltern sehen keine andere Möglichkeit, als diesen drastischen Schritt zu gehen. Sie werfen der Schule vor, zu spät und nicht entschlossen genug reagiert zu haben.

Wann: Do, 07.09.17, 19 Uhr

Wo: Lounge, GLS Campus

Kastanienallee 82

10435 Berlin

Eintritt frei

Wie leben Jüdinnen und Juden in Berlin? Wo erfahren sie Ausgrenzung und Abweisung? Und ist das, was in Friedenau passierte ein Einzelfall?

Der Vorfall zeigt jedenfalls, welche Herausforderung Antisemitismus nach wie vor für das demokratische Zusammenleben in Deutschland und besonders im multikulturellen Meltingpot Berlin darstellt. Was auffällt: In die öffentliche Debatte schafft es das Phänomen nur punktuell. Oft nach Ereignissen wie diesen, dann aber emotionalisiert und begleitet von Abwehrreflexen.

Antisemitische Haltungen zeigen sich im Schulleben

Dabei arbeiten zahlreiche Initiativen, NGOs und engagierte Personen gegen die Ideologie. Gerade ihre Kompetenzen, Erfahrungen und ihr Wissen sollten gefragt sein, um Fälle wie in Friedenau zu verhindern – und Antisemitismus langfristig und strukturell zu bekämpfen.

Das Thema ist komplex: Jugendliche, die in ihrem Alltag selbst mit rassistischer Ausgrenzung zu kämpfen haben, werden zu Tätern. Ressentiments und sensationelle Berichterstattung erschweren eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Problem. Dass heutzutage ein israelbezogener Antisemitismus existiert, der sich an Halbwissen über den Nahostkonflikt entzündet und sich mit Verschwörungstheorien vermengt, erschwert die Lage.

Diskussion nicht nur mit Betroffenen

Im Zeichen der offenen Gesellschaft fragt taz.meinland deshalb: Wie kann man Antisemitismus entschieden problematisieren? In welchem Verhältnis stehen die antisemtischen Haltungen migrantischer Jugendlicher zu antisemitischen Tendenzen in der deutschen Mehrheitsgesellschaft?

Dann wiederum: Wie kann man antimuslimische Reflexe – insbesondere von rechts – berücksichtigen, ohne den Antisemitismus in seiner Besonderheit als ein geschlossenes, ideologisches und verschwörungstheoretisches Weltbild zu relativieren? Über diese Fragen möchte taz.meinland mit engagierten Initiativen, betroffenen Bürger*innen und allen Interessierten diskutieren.

Neben allen Interessierten begrüßen wir dazu:

• Marina Chernivsky, Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment der ZWST

• Armin Langer, Salaam-Schalom Initiative

• Dervis Hizarci, Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIGA)

• Benjamin Steinitz, Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS)

• Samuel Schidem, Interkulturelle und Geflüchteten-Bildung, Stiftung Topographie des Terrors

• Sigmount A. Königsberg, Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin

• Julia Förster, Referentin politische Bildung "Gesicht zeigen!"

Moderation: Jan Feddersen, Projektleiter taz.meinland