: Diskurs miteinander und dem geneigten Publikum
■ Das Ausstellungsprojekt „get that balance“ auf Kampnagel mit über 50 Künstlerinnen und Theoretikerinnen
Viele Stimmen haben viel zu sagen. Lässt man sie einfach reden, nennt man das Diskussion; hört man einander zu, heißt es Dialog. Einen Ort des Dialogs wünschen sich auch die Organisatorinnen der Ausstellungsreihe get that balance. Unter diesem Titel werden sie ab April auf Kampnagel die zwei Ausstellungsteile Ordnungen und Verluste (19.4.-6.5.) und „Fakten und Fiktionen (11.5.-27.5) zusammenfassen.
Das Mammutprojekt mit fünfzig Künstlerinnen und Theoretikerinnen ist aus einem Seminar von Ute Vorkoeper (jetzt künstlerische Leiterin des Projekts) an der Hochschule für bildende Künste hervorgegangen. Mit dem Ziel, eine eigene Ausstellung zu kuratieren, nahm das achtköpfige Kuratorinnen-Team die Fäden jetzt selbst in die Hand.
Das Ergebnis nach zwei Jahren Klinkenputzen sind ein armdicker Stapel Sponsorenabsagen (noch immer fehlen 30.000 DM), ein renomierter Ausstellungsort und eine Liste mit fünfzig jungen Künstlerinnen, darunter Eija-Liisa Ahtila, Sophie Calle, Tracy Emin, Tracy Moffatt und Pipilotti Rist sowie Teilnehmerinnen aus den USA, Dänemark und der Schweiz.
Die Ausstellung wird sich verteilen auf die Halle k3, den Klub N+K und das Alabama Kino. Neben der Ausstellung und einer Café-Lounge soll der diskursive Austausch mit den Besuchern in Seminaren und Vorträgen von „Theoretikerinnen“ stattfinden. Zu sehen sein werden aktuelle Film- und Videoarbeiten, aber auch Performances und aktuelle Musikclips. Entstehen soll „etwas Offenes“, wie die Veranstalterinnen es formulieren, ein Dialog, eine Diskussion, eine Reflexion der Betrachtenden, Künsterinnen und Kunstwerke mit sich selbst und anderen sowie der beiden Ausstellungshälften untereinander. Das genaue Thema ist, bei allem Respekt vor dem Projekt, allerdings noch etwas unscharf: Ordnungen und Verluste wird Arbeiten zum sozialen Verhältnis von Individuum (oder Künstlerin?) und Gesellschaft zeigen, Fakten und Fiktionen dagegen eigene, fiktive und Protobiographien der Künstlerinnen darstellen. Interessant ist allerdings, mit welchem ungezwungenen „(weiblichen) Selbstverständnis“ (Presseheft) die acht Kuratorinnen ausschließlich Künstlerinnen eingeladen haben, auf deren eigenwillige Positionen und Stimmen – vor allem mediale und ethnische Betrachtungen zeichnen sich ab – sie aufmerksam machen wollen . Christian T. Schön
Infos unter www.getthatbalance.de
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