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Dieter's Digest

■ Notizen aus der Berliner Hochschulszene Präsidenten-Zank und Rauchzeichen aus dem Minister-Kamin

Der Freien Universität bleibt nichts erspart. Seit Wochen läßt Wissenschaftssenatorin Riedmüller keine Gelegenheit aus, sie wegen ihrer NC-Politik zu geißeln. Jetzt hat sich zum Entsetzen des FU-Präsidenten Dieter Heckelmann auch TU -Präsident Manfred Fricke auf die Dahlemer Gelehrtenstätte eingeschossen. In einem bitterbösen Brief beschwert sich Heckelmann darüber, daß Fricke abschätzig über die FU geredet habe. Der Vorfall hatte sich auf einer unerquicklichen Haushaltsberatung der TU ereignet. Eine TU -Kommission hatte sich mit der Nachricht auseinanderzusetzen, daß der Uni vom Senat im nächsten Jahr 20 Millionen DM weniger überwiesen werden. Bei dieser Gelegenheit hatte Fricke seinem Unmut mit ein paar lockeren Worten über die ständigen Klagen ob der Haushaltsführung der FU Luft gemacht - respektive der Dauer-Defizite in den FU -Klinika. In seinem Protestbrief verwahrte sich Heckelmann entschieden gegen diese Anwürfe. Aber die Präsidenten sind inzwischen schon wieder versöhnt. Am Rande einer Tagung in Bonn haben sie miteinander gespeist und sich dabei ausgesprochen. Schade eigentlich: sonst hätte es nächste Woche spannend werden können, wenn die Präsidialämter der beiden Unis mal wieder ein Fußball-Match austragen. Auf dem grünen Rasen hätten die Uni-Oberhäupter so schön Rache aneinander nehmen können, und: „Rote Karte für die Uni -Präsidenten“ wäre eine nette Schlagzeile gewesen. Fragt sich nur, wer Rijkaard und wer Völler gespielt hätte. Bange Fragen stellen sich zur Zeit die Akademie-Mitglieder in Ost -Berlin. Gebannt blicken sie in der nächsten Woche auf den Rauch, der in Bonn aufsteigt. Forschungsminister Heinz Riesenhuber versammelt dort eine illustre Runde von Wissenschaftspotentaten aus Ost und West zu einem Kamingespräch über die Zukunft der Ostberliner Akademie der Wissenschaften. die 23.650 Mitglieder zählende DDR -Forschungsanstalt muß unter der DM-Herrschaft ihr Ende befürchten. Zwar haben ihr Wissenschaftssenatorin Riedmüller und DDR-Forschungsminister Terpe eine Gnadenfrist von zwei Jahren eingeräumt, um sich für den Wettbewerb mit den Forschungsinstitutionen des Westens fit zu machen. Eine Haushaltsanweisung der DDR-Regierung hat ihr jedoch schon die Schlinge um den Hals gelegt: ab dem 1. Juli darf die Akademie nichts mehr investieren. Das aber wäre dringed nötig, um sie wettbewerbsfähig zu machen. Stattdessen können vorerst noch Massenentlassungen vermieden werden. Es sei denn, aus Riesenhubers Kamin steigen in der nächsten Woche andere Rauchzeichen auf...

Dieter Hufutu

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