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Diestel zeigt der DSU die kalte Schulter

■ Wegen Rechtsruck in der Partei zieht der Innenminister die Konsequenzen und nimmt den Partei-Hut

Leipzig (taz) - Der umstrittene Innenminister Peter-Michael Diestel ist am vergangenen Samstag aus der Deutschen Sozialen Union (DSU) ausgetreten. Die DSU hat somit nur noch einen Minister im Kabinett von Lothar de Maiziere (CDU). Der ehemalige Mitbegründer der CSU-Schwesterpartei DSU und stellvertretende Ministerpräsident begründete seinen Austritt mit einem „Abrücken einiger Kräfte von der Programmatik der Partei“. Außerdem hatte Diestel der DSU rechtslastige Tendenzen vorgeworfen.

Zwei Stunden nach der Wahl des 50jährigen Mathematikprofessors Hansjoachim Walther zum neuen DSU -Parteivorsitzenden auf dem Parteitag in Leipzig am vergangenen Wochenende machte Diestel den Streit um seine Person zum dominierenden Thema, nachdem er vergebens auf einen Platz auf der Rednerliste gewartet hatte. In einer schriftlichen Erklärung teilte Diestel seinen Austritt mit. In Zukunft will er als parteiloser Minister im Kabinett von Lothar de Maiziere bleiben. Während sich die DSU-Delegierten nun auch den Rücktritt Diestels als Innenminister forderten, sprach sich der Wirtschaftsminister und frühere DSU -Vorsitzende Hans-Wilhelm Ebeling gegen eine Regierungsumbildung in Berlin aufgrund Diestels Parteiaustritt aus. Ebeling konstatierte nämlich ebenfalls einen Rechtsruck in der DSU. Nunmehr wird über einen Eintritt Diestels in die CDU spekuliert, die bayerische CSU jedoch wurde vom Rücktritt Diestels geradezu überrascht. Die CSU-Oberen hatten ihn noch auf dem ersten ordentlichen DSU -Parteitag überreden wollen, die Partei nicht zu verlassen. Auch auf dem Parteitag in Leipzig appellierte der CSU -Vorsitzende Theo Waigel - der zum DSU-Ehrenvorsitzenden gekürt wurde - an die 500 Delegierten, den innerparteilichen Streit zu beenden und „Geschlossenheit“ zu demonstrieren.SEITE 5

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