NEU IM KINO : Diese Woche frisch
Daratt – Zeit der Entscheidung
Tschad 2006. Regie: Mahammat-Saleh Haroun. 93 Min.
Mahamat-Saleh Harouns Film kommt mit wenigen Gesten und Einstellungen aus, um den Konflikt seiner Erzählung um Schuld, Vergeltung und die Möglichkeit von Vergebung zu etablieren. Der Tschad nach dem Bürgerkrieg: Der 16-jährige Atim begibt sich in die Hauptstadt, um den Mörder seines Vaters zu finden. Der hat dort mittlerweile eine Bäckerei eröffnet. Einige Tage belauert Atim Nassara. Doch anstatt Rache zu üben, nimmt er, von Nassar zur Rede gestellt, überraschend das Angebot an, bei ihm das Bäckerhandwerk zu erlernen. Er habe „Daratt“ nicht als Film über den Krieg angelegt, sondern als Reflexion der Konsequenzen, sagt der Regisseur. „Wie können Menschen nach so viel Hass und Gewalt wieder zusammenleben? Wie soll man reagieren, wenn Verbrechen ungesühnt bleiben?“ In den Szenen der wortlosen Duelle zwischen Atim und Nassara entwickelt der Film dabei eine geradezu mythische Wucht.
Tehilim (Psalmen)
Israel/F 2007. Regie: Raphaël Nadjari. 96 Min.
Ein Tag wie jeder andere im Leben einer Familie in Jerusalem. Eli fährt seine zwei Söhne zur Schule. Plötzlich aber kommt das Auto von der Straße ab und der auf den ersten Blick nicht besonders schwer verletzte Vater schickt den älteren Sohn, Hilfe zu holen. Als der zurück an die Unfallstelle kommt, ist der Vater verschwunden, keiner weiß, wie und wohin, und er taucht auch nicht wieder auf. Denkbar unspektakulär schildert Raphaël Nadjari diesen Unfall, ähnlich undramatisch erzählt er im Rest des Films von der Krise, in die die Familie des Verschwundenen in der Folge gerät. Erzählt meist mit der Handkamera, führt er Reaktionsformen auf ein nicht begreifliches Geschehen vor.
DARATT: Central, fsk TEHILIM: Eiszeit