NEU IM KINO : Diese Woche frisch
Der Mongole
Russland/Kasachstan 2007. Regie: Sergei Bodrov. 120 Min.
Mit auffälliger Regelmäßigkeit stellt das gegenwärtige Kino die Frage: Aus welchem Stoff ist ein Herrscher gemacht? Was treibt so einen an, weiter zu gehen als alle anderen? Westliche Regisseure geben einem verpatzten Familienroman die Schuld, Regisseure aus dem Osten bemühen die höhere Staatsräson. Dieses Muster bedient nun auch „Der Mongole“ von Regisseur Sergei Bodrov, dessen Titelfigur der Devise folgt: Ich werde dieses zerstrittene Volk einigen, und wenn ich die Hälfte dafür umbringen muss. Aber nicht die aufwändigen Schlachteninszenierungen bleiben in Erinnerung, sondern die ruhigen Töne, grandiose Landschaftsaufnahmen und Zwischenmenschliches. Statt für die späteren Eroberungen interessiert sich Bodrov dafür, wie aus dem 9-jährigen Kind der Reichsgründer wird. Vor allem sein Verhältnis zu seiner späteren Frau steht im Mittelpunkt: Dieser künftige Khan ist in erster Linie ein Lover, not a Fighter.
Nue Propriété
B 2006. Regie J. Lafosse. 90 Min.
Die Mutter, der Vater, zwei fast erwachsene Söhne, ein großes Haus auf dem Land: Der Rahmen für „Nue Propriété“, „Nackter Besitz“. Die Ehe der Eltern ist schon vor Jahren auseinandergebrochen, die Mutter (Isabelle Huppert) lebt mit den Zwillingen in dem Haus, der Vater mit neuer Frau und Kleinkind in der Nähe. Als ein neuer Mann ins Leben der Mutter tritt, gerät das fragile Arrangement ins Wanken. Joachim Lafosses Film registriert diese Verunsicherung. Er dramatisiert sie nicht. Immer hat der Film ein Auge dafür, wie sich das Immaterielle, die Gefühle, mit dem Materiellen, dem Haus verschränken. Die Mutter möchte das Haus verkaufen, die Söhne fürchten, dass sie ihr Erbteil verlieren.
DER MONGOLE: Cinemaxx Potsdamer Platz, Cineplex Titania, Cinestar Treptower Park, Filmkunst 66, FT Friedrichshain, Karli, Kulturbrauerei, Neues Off, Thalia Potsdam. NUE PROPRIÉTÉ: fsk