NEU IM KINO : Diese Woche frisch
Stellet Licht
Mexiko 2007. Regie: Carlos Reygadas. 136 Min.
Der Film erzählt vom ländlich-zurückgezogenen Leben der Mennoniten in Mexiko, aber nicht so, dass man sie als fremd, rückwärtsgewandt oder unmodern wahrnähme. Er handelt vielmehr von einem ausgesprochen modernen Konflikt: Der Landwirt Johan bewirtschaftet mit seiner Frau Esther einen Hof. Johan liebt seine Frau, aber er liebt auch Marianne, und zwar auf eine intensive, lodernde Weise. Dreiecksfilme erreichen oft einen Punkt, von dem aus es nicht mehr weitergeht – für die Figuren nicht und nicht für den Film. Je fester der Konfliktknoten gezurrt ist, umso unwahrscheinlicher wird eine Auflösung. Das existenzielle Problem der Figuren wird zur dramaturgischen Herausforderung für den Film, und die Gefahr, daran zu scheitern, ist groß. Regisseur Carlos Reygadas überspringt das Problem mit einem kühnen Satz. Er lässt, ganz buchstäblich, ein Wunder geschehen. Dass er es sich aus Carl Theodor Dreyers Film „Ordet“ (1955) abgeschaut hat, stört nicht, im Gegenteil, es gehört zur großen Schönheit von „Stellet Licht“, dass sich die Faszination, die Dreyers Film hervorruft, auch hier einstellt.
Rachels Hochzeit
USA 2008. Regie: Jonathan Demme. 112 Min.
Das Drehbuch – Alkoholikerin auf Ausgang zur Hochzeit ihrer Schwester – ist eigentlich von jener konventionellen Art, in der Konflikte entworfen, durchgearbeitet und zuletzt einer Versöhnung zugeführt werden. Jonathan Demme aber fügt dem in der Machart seines Films Entscheidendes hinzu: Offenheit, auch durch Zermürbung. Indem er zu lang draufhält, indem er Stimmungen auffächert, Atmosphären moduliert und den Zuschauern kaum eindeutige Mitgefühl-Angebote unterbreitet.
STELLET LICHT: fsk, Hackesche Höfe. RACHELS HOCHZEIT: Cinemaxx Potsdamer Platz, Cinestar Sony Center, Kulturbrauerei, Kurbel, Moviemento, UCI Zoo Palast