piwik no script img

Archiv-Artikel

Neu im Kino Diese Woche frisch

DIE ZEIT, DIE BLEIBT: Cinema Paris, fsk, FT Friedrichshain, Hackesche Höfe, Kulturbrauerei, Yorck, Xenon. DIE JAHRESZEIT DES GLÜCKS: Hackesche Höfe, Kant, Kulturbrauerei, Neues Off, Thalia Potsdam, Union Filmtheater

Die Zeit, die bleibt

F 2005, Regie: François Ozon. 85 Min.

Zunächst ist „Die Zeit, die bleibt“ einer von diesen konservativen Filmen, in dem ein egoistischer Single zu family values erzogen werden soll: Dem Fotografen Romain wird gleich zu Beginn die Höchststrafe erteilt: Krebs, unheilbar, Tod in wenigen Wochen. Warum musste er auch so ein hedonistisch in den Tag lebender, oberflächlicher Schönling sein? Dann begegnet er einer Raststättenbedienung, die ihn rätselhaft anschmachtet. Es stellt sich heraus, dass sie und ihr zeugungsunfähiger Mann einen gut aussehenden Typen wie ihn suchen, der ihr ein Kind macht. Sie schläft mit Romain, der schläft mit ihr, aber zugleich mit ihrem Mann, der wiederum auch mit seiner Frau schlafen will, wenn das eigene Kind entsteht. Ozon gelingt diese Dreierszene wider alle Erwartungen, die die bisher in dem Film herrschende Lustverteufelung gepflanzt hat. Hier ist tatsächlich für kurze Zeit eine postfamiliäre Utopie sichtbar.

Die Jahreszeit des Glücks

Tschechien 2005, Regie: Bohdan Sláma. 102 Min.

Eine Suche nach dem Glück. Bohdan Sláma erzählt seinen Film als Kaleidoskop beifällig abfolgender Ereignisse und stößt die Zuschauer auf freundliche, doch nachdrückliche Weise mitten hinein in den nordböhmischen Kosmos der zwischenmenschlichen Vergeblichkeiten. Die sozialen Parameter werden präzise beschrieben, Primat haben stets konkrete Menschen, nie übergreifende Erklärungsmodelle. Und so wie einen das Glück immer dann anspringt, wenn man nicht darauf wartet, so überraschend bleibt der Umstand, dass der Film auch kommerziell erfolgreich wurde. In Tschechien avancierte er zur meistbesuchten nationalen Produktion des vergangenen Jahres.