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Archiv-Artikel

neu im kino Diese Woche frisch

JOHN & JANE: fsk

John & Jane

Indien 2005, Regie: Ashim Ahluwalia. 83 Min.

Der indische Regisseur Ashim Ahluwalia hat im Jahr 2001 zum ersten Mal von Call-Centern gehört. Die Vorstellung, dass Inder dort nachts zu „Amerikanern“ werden, schien ihm wie Sciencefiction. Die Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit verwischte sich auch bei den Dreharbeiten zu „John & Jane“ (amerikanisch für „Herr und Frau Mustermann“) dann tatsächlich: Den meisten Call-Agents fällt es schwer, wirkliche und virtuelle Welt auseinander zu halten. Der Kosmos der Call-Center ist so fremdartig, dass der Dokumentarfilm stellenweise fiktional wirkt. Einblicke in das Leben, in die Wünsche und Träume von sechs Call-Agents gibt Ashim Ahluwalia in seinem Film. Über Löhne, Arbeitszeiten in solchen Agenturen oder die Bedeutung des Call-Center-Sektors für Indien erfährt man nichts.

Da ist Sydney, der das Geld braucht. Mit antrainiertem amerikanischen Akzent plaudert er mit den Kunden über das Wetter – die medizinischen Dienstleistungen kann er allerdings nicht verkaufen. Auch sein Privatleben ist von der Arbeit beeinflusst: Er trifft nur noch Kollegen. Glen ist im sogenannten Inbound-Bereich zuständig für Anfragen aus New York. Seine Arbeit hört man ihn aus dem Off kommentieren. Mit Vorliebe verwendet er dabei das Wort „fuck“. Noch während der Dreharbeiten schmeißt Sydney den Job und beginnt eine Ausbildung für professionellen Tanz. Osmond (der anglisiserte Spitzname von Oaref) möchte sobald wie möglich in die USA emigrieren, um – wie sein Vorbild Elvis – Milliardär zu werden. Seit er im Call-Center arbeitet, hat sein Leben wieder Struktur. An der Wand hängt Osmonds Stundenplan: Duschen, Kochen, Netzwerke knüpfen – seinen Tag hat er auf die Viertelstunde genau eingeteilt.