NEU IM KINO : Diese Woche frisch
Buongiorno notte – Der Fall Aldo Moro
I 2003, Regie: Marco Bellocchio. 106 Min.
Gutes altes RAF-Revival! Ohne das zähe Interesse an den 70ern und ihren bewaffneten Kämpfern wäre Marco Bellocchios „Buongiorno notte“ trotz aller Begeisterung beim Venedig-Festival von 2003 nie in unsere Kinos gekommen. Ein Kommando der Roten Brigaden entführt 1978 den Politiker Aldo Moro. Anders als die RAF arbeiteten die Brigate Rosse mit semilegalen Unterstützern. Aus der Perspektive von Chiara, einer solchen Unterstützerin, wird die Entführung und Ermordung Moros erzählt. Sie hat alle Dimensionen der Tat im Auge: den eingesperrten, melancholischen Moro, die verbohrten und die weniger dogmatischen unter seinen Entführern, eine nach Terroristenerschießungen rufende, aufgeputschte Bevölkerung und die entsetzten Ex-Sympathisanten, die kein Verständnis mehr haben. All dies wird ernst, aber mit leichter Hand erzählt. Die politischen und historischen Kategorien, die sich hier kreuzen, müssen nicht groß entwickelt werden, sie werden als hinlänglich bekannt vorausgesetzt: Faschismus, Kommunismus, Bourgeoisie, Proletariat, Widerstand, Geiselerschießung.
Ferien
D 2007, Regie: Thomas Arslan. 91 Min.
Der Schauplatz von Thomas Arslans „Ferien“ ruft idyllische Assoziationen hervor: Bilder von Sommerfrische, von Müßiggang am Wasser und in der Wiese, von langen, lauschigen Abenden. Doch der Berliner Regisseur hat etwas anderes im Sinn. „Ferien“ führt die vier Generationen einer Familie zusammen; wo Familie ist, verschleißt Idylle rasch. Die Bilder und die Montage sind dabei von ausgesuchter, kristalliner Strenge. Eine Konzentration auf die Komposition der Bilder. Sie lehrt zu sehen.