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„Die wilde 13“

■ AtomkraftgegnerInnen bekennen sich zu Anschlag auf Güterbahngleise

Lüchow Vermutlich AtomkraftgegnerInnen haben in der Nacht zum Donnerstag einen Anschlag auf die Güterbahnstrecke Uelzen-Dannenberg verübt. Bei der in Lüchow erscheinenden Elbe-Jeetzel-Zeitung gingen am Donnerstag Schreiben ein, in denen sich unbekannte AtomkraftgegnerInnen zu dem Anschlag bekannten. Sie erklärten, sie würden die bevorstehenden Transporte von Atommüll in sogenannten Castorbehältern in das Gorlebener Zwischenlager verhindern.

In der Nacht waren zwischen den Ortschaften Karwitz und Pudripp auf dreizehn Metern Länge neunzehn hölzerne Schwellen zersägt und mehrere Zentimeter auseinandergedrückt worden. Zuvor hatte eine Gruppe „Lukas der Lokomotivführer und die wilde 13“ beim zuständigen Fahrdienstleiter der Bahn angerufen und vor „Lebensgefahr“ gewarnt. Ein Sprecher der Bahnpolizei sagte, die Bahnstrecke werde gegenwärtig nur als Bedarfsstrecke in unregelmäßigen Abständen genutzt.

Der Anschlag ist nicht der erste im Landkreis Lüchow-Dannenberg, mit dem gegen Atommülltransporte protestiert werden soll. Im Sommer 1984 hatte die Polizei mehrere Sabotageaktionen auf den Güterstrecken registriert, die möglicherweise für Atommülltransporte genutzt werden könnten. Sechs Jahre später stellte das Lüneburger Landgericht ein Strafverfahren gegen zwei Männer gegen Zahlung einer Geldbuße ein.

Das Ermittlungsverfahren war seinerzeit auf Veranlassung der damals CDU-geführten Landesregierung unter Einsatz einer 40köpfigen Sonderkommission und der umstrittenen Spurendokumentationskartei „Spudok“ geführt worden. 1990 nahm die Staatsanwaltschaft den Vorwurf der Bildung einer kriminellen Vereinigung mit der Feststellung zurück, bei Politikern und Bevölkerung sei es zu „verändertem Bewußtsein und erhöhter Sensibilität gegenüber der Atomkraft“ gekommen. dpa

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