: Die vier vor dem Komma
■ Bremer Ökonom Hickel unterstützt Metaller
Der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel hat im Gegensatz zu vielen Kollegen Verständnis für die IG Metall-Forderungen geäußert. Nach einer Forderung von ursprünglich 6,5 Prozent signalisiere die IG Metall jetz mit einer „Vier vor dem Komma“ Kompromissbereitschaft, heißt es in einer Mitteilung Hickels vom Sonntag.
Hickel widersprach auch der verbreiteten Einschätzung, ein Tarifabschluss schade dem „zarten Pflänzchen Konjunktur“. „Wichtig ist die Aufgabe, mit der Lohnpolitik die wirtschaftlichen Wachstumschancen zu stärken. Dazu taugen moderate Lohnabschlüsse nicht.“ Rechne man genauer nach, dann korreliere die Vier-Prozent Forderung mit einem Anstieg der Produktivität von zwei Prozent und einer Inflationsrate von ebenfalls zwei Prozent. „Da wird lediglich der gesamtwirtschaftlich neutrale Verteilungsspielraum“ ausgeschöpft. „Es ist bedauerlich, dass diese Tarifforderung ohne Streiks nicht durchsetzbar zu sein scheint.“
Wichtig sei, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu stärken. Bei der Forderung nach niedrigen Abschlüssen stehe aber nur die Kostenbelastung der Unternehmen im Mittelpunkt, moniert Hickel. „Da wird so getan, als bestimmten die Arbeitskosten allein die Gewinnerwartungen.“ Gewinne ließen sich aber nur realisieren, wenn Produkte auch abgesetzt werden. „Was nützt eine kos-tengünstige Produktion, die nicht nachgefragt wird.“ dpa
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