: Die verkannte Meisterschaft
Gestern wurden die Frauen vom OSC Berlin Deutsche Vizemeisterinnen. Fast unbemerkt. Dameneishockey fristet eben ein Schattendasein – zu Unrecht
Dameneishockey ist eine schöne Sportart. Da geht es hart, aber nie brutal zur Sache, da gibt es schöne Pässe zu sehen, enge Sprintduelle, verbissene Kämpfe an der Bande. Und weil alles ein wenig langsamer abläuft als bei den Herren, ist ein Damenspiel ideal für alle, die schon immer einmal ein Eishockeyspiel live sehen wollten, aber bislang Scheu vor der schnellen Mannschaftssportart hatten. Doch Dameneishockey fristet ein Schattendasein. Auch das Finalturnier um die deutsche Meisterschaft, das am Wochenende im Erika-Hess-Eisstadion stattfand, hat nicht gerade die Massen bewegt. 400 Zuschauer wollten am Samstag die Halbfinalspiele sehen, am Sonntag beim Endspiel kamen auch nicht viel mehr.
Peter Kathan, der Trainer der Damennationalmannschaft, kennt diese Art Stimmung in schlecht gefüllten Hallen gut. Schließlich gibt es Bundesligaspiele, zu denen gerade einmal 30 Zuschauer kommen. Der mächtige Bayer murmelt, dass man im internationalen Vergleich nicht mithalten könne und dass die meisten Tore durch Fehler der Torfrauen zustande gekommen seien.
Kathan provoziert förmlich die Frage nach der Zukunft des Dameneishockeys in Deutschland. Endlich taut er auf, schwärmt vom andauernden Aufwärtstrend und von den zahlreichen Mädchen, die sich in Knaben- und Schülermannschaften auf eine Bundesligakarriere vorbereiten würden. Sein Ziel ist es, mit der Nationalmannschaft bei der Ende März im kanadischen Halifax beginnenden WM um den fünften Platz mitzuspielen.
Eine der Leistungsträger in der Nationalmannschaft heißt Claudia Grundmann. Sie spielt für den OSC Berlin, der das Finalturnier veranstaltet hat. Das heißt, normalerweise spielt sie für den OSC. Sie verletzte sich im letzten Spiel der Zwischenrunde in Garmisch-Partenkirchen beim SC Riessersee. Die Berlinerinnen verloren daraufhin die Begegnung nach einer 3:0-Führung noch mit 5:6. Auch im Halbfinale am Samstag hieß der Gegner SC Riessersee. Und wieder gingen die Damen vom Olympischen Sportclub schnell in Führung. Nach zehn Minuten stand es 4:0. Und die Mannschaft bewies, dass sie nicht nur von Claudia Grundmann lebt. Am Ende stand es 8:4 (4:1, 2:2, 2:1). Das Finale war erreicht.
Auch im Vorjahr standen die OSC-Frauen im Endspiel, schafften es aber nicht, diese letzte Hürde zu nehmen. Der Gegner war der gleiche wie im gestrigen Finale: der TV Kornwestheim, der im Halbfinale die Damen aus Braunlage besiegt hatte. Die Berlinerinnen konnten den Kornwestheimerinnen, ihren Angstgegnerinnen, nichts entgegensetzen – und verloren 1:6 (0:3, 0:1, 1:2). Zum vierten Mal in Folge müssen sie sich mit dem Vizemeistertitel begnügen.
ANDREAS RÜTTENAUER