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Archiv-Artikel

„Die und wir“

Vortrag über Rassismus in Kinderbüchern

Von LEX
Sina Hätti

■ 25, studiert Soziologie und forscht zur Geschichte Afrikas. Beim binationalen Elternverband organisiert sie Diskussionen.

taz: Frau Hätti, wie werden Figuren in Kinderbüchern als Weiß oder Schwarz konstruiert?

Sina Hätti: Das Gefühl, zu den Weißen zu gehören, wird über andere geschaffen, die als Schwarz dargestellt werden. Wenn schwarze Figuren zum Beispiel als schmutzig beschrieben werden, können sich Leser, die sich als Weiße definieren, sauberer führen. Das zeigt sich in rassistischen Wörtern, wie Robinson Crusoe sie zu Freitag sagt.

Wie funktioniert das bei neueren Kinderbüchern?

Subtiler. Das geht mit anderen Markierungen wie „asiatisch“ oder „deutsch“ – aber auch ohne solche Stempel. In den neueren Ausgaben von Pippi Langstrumpf sind zwar rassistische Ausdrücke gestrichen, aber es bleiben Aussagen wie: „In Argentinien sind die Kinder faul und gehen nie zur Schule.“ Solche fixen Ideen: „Die sind so und wir sind anders“ – das ist Rassismus zwischen den Zeilen.

Wie ist das für binationale Kinder?

Sie finden kaum Identifikationsfiguren in Kinderbüchern. Denn nicht-weiße Figuren werden oft stereotypisiert: Entweder haben sie Probleme bei der Integration oder werden diskriminiert. Meist spielen sie dann nur eine passive Rolle und wehren sich nicht selbst, sondern werden von einem als weiß dargestellten Kind beschützt, das dann der Held der Geschichte ist.

Sollte man manche Bücher besser nicht mit Kindern lesen?

Es ist wichtig, dass sie lernen, Rassismus zu erkennen und dass ihnen bewusst wird, dass solche Vorurteile nicht die Realität sind. Deshalb würde ich jedes Buch mit den Kindern diskutieren. Man kann auch durchspielen, wie die Geschichte anders laufen könnte. INTERVIEW: LEX

19 Uhr, Verband binationaler Familien und Partnerschaften, Eidelstedter Weg 64