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Archiv-Artikel

Die scheuen Gebrüder Aldi

Theo Albrecht gebietet über das Nordreich, Karl verdient seine Milliarden im Süden

Sie gehören zu den reichsten Männern der Welt, die reichsten Deutschlands sind sie sowieso: Karl und Theo Albrecht. Ihr Vermögen beträgt laut dem Magazin Forbes 18,5 (Karl) beziehungsweise 15,5 Milliarden US-Dollar (Theo).

Der erste Laden im heutigen Stil eröffnete 1962 in Dortmund, da betrieben die beiden Brüder schon eine florierende Kette von kleineren Lebensmittelgeschäften in der Region und hatten eben ihre Geschäftsbereiche in die noch heute bestehenden Regionen Nord (Theo) und Süd (Karl) aufgeteilt. Die Zusammenarbeit der beiden Aldis ist stets eng geblieben.

Heute ist der Discounter weltweit aktiv und betreibt knapp 6.000 Märkte allein in Europa. Der geschätzte globale Umsatz liegt jenseits der 30 Milliarden Euro, die Jahresgewinne liegen bei 500 Millionen Euro – genaue Zahlen für Aldi gibt es nicht. Wie auch, wenn offiziell nicht einmal der Geburtsort der Brüder bekannt ist. 1971 wird der um zwei Jahre jüngere Theo entführt und erst gegen ein Lösegeld von sieben Millionen Mark freigelassen, was die Öffentlichkeitsscheu der beiden verstärkt.

Heute leben die über achtzigjährigen Senioren nach Presseberichten weiter in Essen, mitten im Ruhrgebiet. Während Karl Albrecht sich 1994 aus dem aktiven Geschäft zurückgezogen hat, ist Theo bei Aldi Nord weiter am Ball. Der Süden gilt aktuell ohnehin als Gewinner: Weniger Märkte erwirtschaften einen ähnlich hohen Umsatz wie Aldi Nord, auch das Betriebsklima gilt „im Südreiche als konfliktfreier“, schrieb die Wirtschaftswoche.

Dafür gibt es im Nordreich Betriebsräte. Über die Vorwürfe wegen unwürdiger Arbeitsbedingungen redet Aldi Nord trotzdem nicht. „Dazu bekommen Sie keine Stellungnahme“, sagte eine Pressesprecherin gestern auf taz-Anfrage.

Aldi Süd vertraut auf andere Mittel der PR-Arbeit. Als die Süddeutsche Zeitung 2004 über den Versuch, im Raum München auch bei Aldi Süd Arbeitnehmervertretungen einzurichten, berichtete und die Einschüchterungsmaßnahmen des Managements nicht unterschlug, stornierte der Konzern die wöchentliche ganzseitige Anzeige im Blatt. STG, WS