■ Die Anderen: Die "Süddeutsche Zeitung" und die "Welt" schreiben zu Lafontaine
Die „Süddeutsche Zeitung“ schreibt zu Lafontaine: Die Grünen also werden dieser Koalition auf absehbare Zeit die Treue halten müssen. Wenn FDP-Chef Gerhardt Neuwahlen als die logische Folge aus Lafontaines Rücktritt bezeichnet, dann zeigt dies nur, daß er sein Wunschdenken für Logik hält. Die Regierung hat im Bundestag eine sichere Mehrheit. SPD-intern hat Lafontaine den Konflikt im Kabinett gelöst. Die Linke in der SPD ist an Schröders Tisch nur mehr durch die Ministerinnen Wieczorek-Zeul und Bulmahn vertreten, deren Einfluß auf die Grundlinien der Politik sehr begrenzt sind. Schröder wird jetzt die Regierung (nebst der Partei) noch mehr nach dem Motto führen wird: Ich bin der Herr, dein Kanzler.
Die „Welt“ kommentiert: Das Problem der Regierung war nicht die doppelte Spitze, es war ihr doppeltes Spiel. Die Glaubwürdigkeit von Schröders Zweitpremiere wird nun am veränderten Drehbuch gemessen. Sechs Akte bräuchte das neue Stück. Erstens: sofortige Rücknahme der Steuerreform und Einstieg in eine marktwirtschaftsfreundliche Finanzpolitik. Zweitens: klare Abgrenzung zur PDS. Drittens: eine interessenwahrende, aber konstruktive Europapolitik. Viertens: ein langfristig schlüssiges Energiekonzept im Einvernehmen mit der Wirtschaft. Fünftens: Öffnung des verkrusteten Arbeitsmarktes. Sechstens: ein klares Bekenntnis zur Unabhängigkeit der Notenbank und zur Stabilität des Euro.
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