■ Die Anderen: Die "Berliner Zeitung" und der Bonner "Generalanzeiger" zum Wahlerfolg der Deutschen Volksunion in Sachsen-Anhalt
Die „Berliner Zeitung“ zum Wahlerfolg der Deutschen Volksunion in Sachsen-Anhalt: Falls die Enttäuschten in Sachsen-Anhalt mit ihrem Votum für die rechtsradikale DVU ein Fanal in Richtung des fernen Bonns setzen wollten, haben sie ihr Ziel erreicht. Plötzlich geht manchem am Regierungssitz auf, welch gefährliche Entwicklung im Osten des Landes möglich ist; wieviel ohnmächtige Wut sich hinter den Arbeitslosenraten von bis zu 50 Prozent in manchen Regionen verbirgt. Jeden Monat erklärt der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda, aufs neue, daß die Schere zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung in West und Ost sich wieder öffnet. Folgen: keine.
Der Bonner „General-Anzeiger“ zum selben Thema: Das Wahlergebnis von Sachsen-Anhalt ist für alle demokratischen Parteien eine klare Warnung, auch für die erfolgreichen Sozialdemokraten. Eine rechtsextremistische Partei saugt in atemberaubendem Tempo und Umfang den Protest auf. Das hat es so noch nie gegeben. Die CDU, die mit Helmut Kohl in den Augen der Bürger den Hauptverantwortlichen für die Krise stellt, sackte zweistellig ab – auch das hat es seit 1950 nicht mehr gegeben. Den Regierenden in Bonn weisen die Wähler die Hauptverantwortung zu, schließlich haben sie die größten Versprechen gemacht. Die Lage für die Union ist so desolat, daß auch fünf Schäubles sie nicht grundlegend ändern könnten.
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