: Die literarische Woche
DIE LITERARISCHE WOCHE
DIENSTAG: Hochprovokatives stellt der Autor und Soziologieprofessor Zygmunt Baumann vor. Seine Lesung Nachtseiten der Moderne beschreibt den Holocaust als einen Ausdruck der Moderne, als einen ganz normalen Vorgang.
Heine-Buchhandlung, Schlüterstraße 1, 19.30 Uhr
MITTWOCH: Nachdem er den Shakespeare-Preis im Hamburger Rathaus entgegen genommen hat, wird der britische Romanschriftsteller Julian Barnes, der auch unter dem Pseudonym Dan Kavanagh Kriminalromane schreibt, sich über die 40.000 Mark freuen und gutgelaunt aus seinen Werken lesen.
Markthalle, 20 Uhr
DONNERSTAG: Seine besten Zeiten als Undercover-Agent für Soziales scheinen vorbei zu sein, aber politisch engagiert ist er nach wie vor. Die Rede ist von Günter Wallraff, der aus seinem 1985 erschienenem Buch Ganz unten lesen wird, in dem er seine Erfahrungen als türkischer Arbeitnehmer festhielt.
Ernst Barlach Museum, 20 Uhr
Die New Yorker Autorin und Journalistin Sarah Schulmann wird ihren fünften Roman Einfühlung vorstellen. Als Mitglied von Act-up und Mitbegründerin der Lesbian Avengers ist sie seit Jahren in der Lesben-Szene aktiv. Ihr Roman reflektiert die westliche Gesellschafts- und Denkstruktur durch die Augen ihrer lesbischen Protagonistin Anna. Die Übersetzung der Lesung übernimmt Martina Sander, Jutta Heinrich gibt eine Einführung.
Literaturhaus, 20 Uhr, mit anschließender Diskussion
FREITAG:Ihr zweites Buch Jazz beschreibt das Leben im Harlem der Zwanziger Jahre. Doch der amerikanischen Schriftstellerin und Trägerin des Pulitzerpreises Toni Morrison geht es nicht um eine kritiklose Glorifizierung dieser Zeit, sondern um die Auseinandersetzung mit der afro-amerikanischen Kultur, deren Schwierigkeiten auch noch heute sichtbar sind. Donata Höffer wird die deutschen Texte lesen, das anschließende Gespräch mit der Autorin wird Paul Ingendaay führen.
Literaturhaus, 20 Uhr
Wer die Lesung von Sarah Schulmann am Donnerstag im Literaturhaus nicht wahrnehmen kann, bekommt heute um 20 Uhr im Buchladen Männerschwarm nochmals die Möglichkeit, die lesbische Autorin zu hören.
SAMSTAG: Anläßlich der Bücherverbrennung, die in Hamburg am 15. Mai 1933 stattfand, werden Hamburger Autorinnen und Autoren Werke von betroffenen Schriftstellerinnen und Schriftstellern wie Irmgard Keun, Anna Seghers, Oskar Maria Graf und Joseph Roth lesen.
Wiesen des Kaiser-Friedrich-Ufers, Nähe Bundesstraße, 11 Uhr. Bei Regen im Gebäude des Gymnasiums am Kaiser-Friedrich-Ufer.
SONNTAG: Die Siegerin des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs 1992, Alissa Walser, wird aus ihrem preisgekrönten Werk Geschenkt lesen, das eine erotische Beziehung zwischen Tochter und Vater beschreibt, doch entgegen der sonstigen Mißbrauchs-Literatur die pubertierende Tochter als die erotisch Fordernde darstellt.
Heine-Buchhandlung, Schlüterstraße 1, 19.30 Uhr
Wer polnische Lyrik mag oder den Schauspieler Will Quadflieg, sollte hingehen.
Thalia Theater, 20 Uhr
MONTAG: Die jüdische Schriftstellerin Inge Deutschkron berichtet in ihren zahlreichen Romanen von ihren Erfahrungen im dritten Reich. Die mittlerweile 71jährige wird mit den Schauspielern des Grips-Theaters ihren Überlebensbericht Von Sara zu Sara inszenieren und eine Collage aus Text und Musik entstehen lassen.
Ernst Barlach Museum, 10 Uhr.
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