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Archiv-Artikel

„A Time to Love and a Time to Die“ von Douglas Sirk im Metropolis Die kurze Dauer des Glücks

„Man kann Filme nicht über etwas machen, man kann nur Filme mit etwas machen, mit Menschen, mit Licht, mit Blumen, mit Spiegeln, mit Blut“, hat Douglas Sirk gesagt. Für Fassbinder waren Douglas Sirks Filme die zärtlichsten, die er kenne: „Filme von einem, der die Menschen liebt und sie nicht verachtet wie wir.“

Weniger ein Aufklärer wie etwa Wolfgang Staudte ist Douglas Sirk, der hier vom Leben in den Kriegsjahren 1943/44 erzählt, als ein Romantiker wie Frank Borzage oder noch eher ein „Skeptiker des Lichts“, wie ein Buch über ihn heißt. Und so überrascht es nicht, dass der 1897 in Hamburg geborene und 1937 nach Hollywood emigrierte Meister des Melodrams, den Titel von Erich Maria Remarques pazifistischer Romanvorlage „Zeit zu leben, Zeit zu sterben“ in „A Time to Love and a Time to Die“ änderte: „Ich habe darauf bestanden, weil der Film meinem Empfinden nach in erster Linie eine Liebesgeschichte erzählen sollte. Die Anprangerung des Nazitums sollte erst an zweiter Stelle stehen.“ Was von dem erfrorenen Gesicht eines Toten unterm Eis der russischen Front bis hin zu Erschießungen russischer Zivilisten aber nicht heißt, dass der Krieg nur Hintergrund bliebe. Dessen Bilder hat man als Zuschauer noch ebenso im Kopf wie der junge Wehrmachtssoldat Ernst Graeber (John Gavin), als dieser völlig desillusioniert zum dreiwöchigen Fronturlaub in seiner zerstörten Heimatstadt ankommt. Dort verliebt sich Ernst, dem sein von Remarque gespielter ehemaliger Religionslehrer den Glauben an den Sinn des Krieges auch nicht wiedergeben kann, in seine Jugendfreundin Elisabeth – eine Rolle, die Sirk bewusst mit der schlichten, in den USA völlig unbekannten Lilo Pulver besetzte.

Jean-Luc Godard bewunderte den Film, „weil er mich spüren lässt, dass die beiden Helden unterm Bombenhagel in Berlin mit einer wilden Unbefangenheit die Augen schließen und letztlich tiefer auf den Grund ihrer selbst gelangen als irgendeine andere Filmfigur bis heute“.

„Ich versuche meine Augen fest zu schließen, damit alles um mich herum schwarz wird“, sagt Jean Seberg zwei Jahre später in ‚Außer Atem‘, „aber es gelingt mir nicht.“

Eckhard Haschen

Heute, 19 Uhr, Metropolis