■ Bücher.klein: Die in den Gettos
Da geht ein 31jähriger freier Journalist für Woche, FAZ und Tempo, in die US-Gettos, nimmt Crack, kauft sich eine Knarre und beschreibt den – „Aufstand der Gettos“. Andrian Kreyes Bad in der Authentizität hat es in sich. Wer das hundertste Buch über schwarze Gettos, die arme Unterklasse und das böse System kennt, mag den Blick Kreyes durchaus: Anschauung statt Weltanschauung. Die „Homeboys“ in Los Angeles etwa werden in all ihrem Macho-Gehabe porträtiert – bis an den Rand der Groteske. Ebenso lächerlich- tragisch die Mohawk-Indianer: „Die versammelte Kriegertruppe sieht aus wie die Statisterie aus einem ,Mad Max‘-Film.“ Hier mischen sich Männlichkeitswahn, Verschwörungstheorien und kulturelle Hybris (umgekehrter Rassismus) zu einer kruden Soße. Kreye läßt sich von den Selbstinszenierungen jedoch nicht irritieren. Dennoch gerinnt die US-amerikanische Gesellschaft (obwohl Kreye auch schwarze Yuppies oder Exponenten der etablierten asiatischen community zeigt) zum bloßen Panoptikum des Horrors und der totalen Degeneration. Kreye: „Lösungen habe ich keine gefunden, nur Probleme. Ich bin Reporter, nicht Politiker.“
Andrian Kreye: „Aufstand der Gettos, die Eskalation der Rassenkonflikte in Amerika“. Kiepenheuer & Witsch, Paperback, 281 S., 19,80 DM
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