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Die harte Tour

■ Hamburg Oper: Aufsichtsrat wählt neue Intendanz / Senatorin contra Orchester

Wenn es keine unerwarteten Zwischenfälle gibt, dann bekommt die Hamburg Oper heute ihr Leitungs-Triumvirat ab der Spielzeit 1997/98 zugewiesen. In der entscheidenden Sitzung des Aufsichtsrats stellen sich heute mittag die Kandidaten von Kultursenatorin Christina Weiss – Johannes Schaaf für den Posten des Intendanten und Albin Hänseroth als Geschäftsführer – den zwölf Aufsichtsratsmitgliedern vor.

Auch der zukünftige Generalmusikdirektor (GMD) Ingo Metzmacher, der nicht vom Aufsichtsrat bestimmt wird, wird sich hier erstmalig präsentieren. Seine Berufung obliegt dem künftigen Intendanten. Vorher wird es noch einmal ein Schlichtungsgespräch zwischen Orchestervorstand und Senatorin.

Denn das Orchester, das bei der Berufung des GMD ein Mitwirkungsrecht besitzt, hatte sich einstimmig für den inzwischen als Kandidat zurückgetretenen Chef des Orchestre de Paris, Semyon Bychkov, entschieden und Metzmacher die Befähigung für diesen Posten abgesprochen. Bei einer Orchesterversammlung am Montag gab es noch einmal ein beinahe einstimmiges Votum gegen Metzmacher.

Aber auch Johannes Schaaf ist in der Oper nicht fürchterlich beliebt. Betriebsrats-Vorsitzender Peter Haage, als Arbeitnehmer-Vertreter im Aufsichtsrat, geht mit dem „eindeutigen Mandat, „daß man Schaaf als Intendant nicht wünscht“, in die Sitzung. Eine vertrauliche Umfrage unter den 44 Solisten hatte eine Mehrheit von 30 zu 5 gegen Schaaf ergeben.

Dennoch bestehen wenig Zweifel, daß der Aufsichtsrat unter Vorsitz der Senatorin die neue Intendanz berufen wird. Damit fährt Christina Weiss zur allgemeinen Überraschung die harte Tour. Susanne Stähr, Pressesprecherin der Oper, befürchtet für diesen Fall schon „den großen Exodus“ aller guten Solisten. tlb

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