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Die glücklichen Dienstleister

Der exklusive Golfclub Seddiner See bei Berlin ist für die Einheimischen viel zu teuer. Aber sie arrangieren sich mit der Insel der Betuchten, weil der Platz Arbeit und Umsatz garantiert. Und für Landwirtschaft wäre das heutige Grün kaum zu nutzen

von THOMAS GÖGELE

Protzige Villen säumen die kleinen Straßen. Die Neubauten sind hässlich – und teuer. Angepeilte Zielgruppe: Neureiche. Mit dem Golfplatz wurde diese Insel der Betuchten gleich mit in die Landschaft gesetzt. Die Einfahrt zum „Golf und Country Club Seddiner See“ bedient dann auch jedes Klischee, dass der Nichtgolfer auf Lager hat. Aufdringliche Noblesse. Aprilfrisch betonierte Grüns. Karierte Hosen an Männerbein. Das Clubhaus imponiert als luxussanierter alter Dreikanthof, in dessen Mitte man recht gut Fußball spielen könnte. Davor großzügige Parkplätze und Hinweisschilder, die die Richtung zu zwei 18-Loch-Plätzen und einem großen Übungsgelände weisen.

Das Areal hat enorme Ausmaße. Selbst der erfahrene Golfer kann bei diesem Anblick nur ehrfurchtsvoll staunen. Der „Peugeot Golf Guide“ zählt Seddin zu den vier besten Anlagen Deutschlands. Auch in der Liste der finest golf clubs of the world steht der Platz. Am Wochenende spielten die üblichen Verdächtigen ihre Runden. Dresdner Bank und Sparkassenverband hatten zu Turnieren geladen.

Die Anlage erscheint wie ein Fremdkörper in der Umgebung. Brandenburg ist eines der ärmsten Bundesländer mit einer Arbeitslosenquote von 18,6 Prozent. Das Land liegt meist am Ende der Wirtschaftsstatistiken. Geht es allerdings um Golf, ist das Berliner Umland Spitze. Es gibt keine andere Gegend mit so vielen guten Anlagen. Eins der ärmeren Bundesländer ist offensichtlich zum Spielplatz der Großkopferten geworden.

Die Entwicklung begann nach der Wende. Von der DDR umschlossen, gab es in Berlin ausschließlich den Golfclub Wannsee. Ein traditionsreicher Verein, dessen Anlage von den betuchten Mitgliedern aus Westberlin genutzt wurde, ferner von englischen und amerikanischen Soldaten. Kaum war die Mauer gefallen, begann der große Run auf golfplatztaugliche Grundstücke im Berliner Umland.

Jeder wollte mit seiner Idee Geld verdienen. Es entstanden zwar gute Plätze, aber wenig rentable. Der prophezeite Ansturm der Berliner auf die Clubs blieb aus. Bei dem entstandenen Überangebot fielen die Kalkulationen vieler Unternehmer in sich zusammen. Eine Pleitewelle war die Folge, die Besitzer wechselten, in manchen Fällen nicht nur einmal. Auch heute, zwölf Jahre nach der Gründung des Golf-Verbands Berlin-Brandenburg, sind die Probleme geblieben.

Am Seddiner See wurde gleich richtig geklotzt. „Alles vom Feinsten“ war das exklusive Motto. Der Platz, von Designer Robert Trent Jones jr. entworfen, gilt als einer der anspruchsvollsten in Deutschland. Die Anlage brummt. Mit tausend Mitgliedern liegt man knapp unter der angepeilten Marke. 720 davon sind Aktionäre, also Mitbesitzer. Ein Anteil, der wieder veräußert werden kann, kostet 17.740 Euro. Dazu kommt noch eine jährliche Gebühr. Der Rest der Mitglieder ergibt sich aus Jahresmitgliedschaften für 2.500 Euro.

Kaum ein Einheimischer könnte so viel Geld aufbringen. Offenen Neid gibt es dennoch nicht. Jürgen Krebs, Bürgermeister von Wildenbruch, sagt über den Golfplatz, der in seinem Bezirk entstanden ist: „Die ganze Gemeinde profitiert von dieser Golfanlage.“ Zum Beispiel durch ein Geschenk von einer Million Mark, die der Ort in die Sanierung der Schule, des Kindergartens und eines Sportplatzes steckte. Aber im Laufe der Jahre profitiert man vor allem durch Arbeitsplätze. 35 Jobs entstanden im Umfeld der Grüns. „Der Boden hier ist so leicht, da hätte sich ein Bauer schwer getan, darauf genügend zu erwirtschaften“, sagt der ehemalige Landwirt Krebs. Negatives kann er kaum berichten. Nur am Anfang gab es Widerspruch, doch heute hat der sich gelegt. Spenden für das jährliche Dorffest und Hilfe bei der Seesanierung haben die Kritiker endgültig verstummen lassen.

Die Umsätze in den Gaststätten und dem Hotel des Ortes sind ohnehin durch die Wochenendbesuche der Golfer gestiegen. Jürgen Krebs wünscht sich, dass der Club vielleicht noch etwas mehr tut, um ihnen das Golfspiel zu ermöglichen. Und er hofft, dass eine Aktion an den Schulen Bestand hat. Schüler haben die Möglichkeit zu golfen. „Für die Jugendlichen ist das eine ganz gute Beschäftigung“, sagt der Bürgermeister. „Die Golfanlage ist einfach das Beste, was uns passieren konnte.“

Thomas Gögele, 31, galt als bester Golfprofi nach Bernhard Langer. Gögele verabschiedete sich 2001 vom Profigolf

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