: Die fetten Jahre sind vorbei
betr.: „Wenn wir einmal alt sind“, taz vom 2. 3. 06
Dieser Artikel trifft so ziemlich genau den Kern meines persönlichen Lebensgefühls. Ich (40) habe bereits seit einiger Zeit das paradoxe Gefühl, arbeitslos zu sein, ohne dass ich es tatsächlich bin. Die Aussichten, einen relativ sichereren Job zu haben, kann langfristig nicht das allgemeine Lebensgefühl verdrängen, das mir meine Umwelt vermittelt. Mir drängt sich das Bild auf, dass die fetten Jahre ein Lebensgefühl aus den 80er Jahren waren – unwiderruflich vorbei und kein Land in Sicht. Das alles fände ich noch nicht einmal so schlimm, hätte ich ein Gefühl, es gäbe in unserer Gesellschaft so etwas wie einen Hoffnungsschimmer. Wo ich in meinem Bekanntenkreis aber auch hinhöre, Lähmung allerorten. Kampagnen wie „Du bist Deutschland“ rufen da höchstens ein zynisches Grinsen hervor.
Weite Teile meiner Generation haben sich bereits vom Traum der „Lebensplanung“ bzw. Selbstverwirklichung verabschiedet. Was daraus folgt, ist ein Gefühl, wir warten bis zum großen Knall, der da irgendwann kommen muss.
Und was solch drollige Aussagen wie „Wir sind alle die Kapitäne unserer kleinen Ich-AGs“ betrifft: Ein Arbeiter einer Bremer Werft sagte es anlässlich einer bevorstehenden Werftschließung bereits in den 80er-Jahren: „Ja, und wovon sollen wir leben? Sollen wir uns alle gegenseitig die Haare schneiden?“ KLAUS BACHMANN, Meerbusch