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Die anderen

■ "De Standaard" / "Aftonbladet" / "La Repubblica" / "ABC" zum Erfolg der FPÖ in Österreich

De Standaard aus Brüssel meint zum Erfolg der FPÖ in Österreich: Der Mangel an Alternativen treibt eine Menge Wähler zu Haider. So wie die Lähmung durch den ewigen Streit zwischen links und rechts in Frankreich Le Pen zugute kam. Und wie das wachsende Gefühl hier zu Lande, dass es doch nicht wichtig ist, wen man wählt, denn die Herren und die wenigen Damen haben doch schon alles geregelt und werden es auch in Zukunft weiter tun, was dem Vlaams Blok Auftrieb gibt. Wenn dazu ein schlecht funktionierender Staatsapparat und die Angst vor Ausländern kommt, brauchen die Rechtsextremen selbst nicht mehr allzu viel zu tun.

Aftonbladet aus Stockholm kommentiert: Die rechtsextremen Erfolge entsprechen nicht dem Erklärungsmuster, wonach Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise Rassismus mit sich bringen. Der populistische Vormarsch in Europa handelt auch von der Krise der Rechtsparteien. In Frankreich hat die traditionelle Rechte praktisch der Le-Penisierung das Feld geräumt. Der Rechtsextremismus macht überall in Europa beunruhigende Fortschritte. Dass Parteien eine so starke Unterstützung bekommen, die sich offen positiv über Hitler äußern und Einwanderer zu Sündenböcken machen, verdunkelt den Übergang ins nächste Jahrtausend.

La Repubblicaaus Rom meint dazu: Ein neuer Hitler in Österreich? Den Erfolg des gefährlichsten Populisten jenseits der Alpen als ein Aufflammen der Ausländerfeindlichkeit oder des Neonazismus zu banalisieren, bedeutet zu ignorieren, dass das, was heute dort passiert, dem ähnelt, was in Norditalien geschehen wäre, wäre die Liga Nord über Folklore hinausgekommen. Haiders Aufstieg nicht zu verstehen bedeutet, dass man sich weigert anzuerkennen, dass sich die Mitte-rechts-Parteien anschicken, das Europa der Linken zu kippen. Dieses Ergebnis als Anomalie abzuhaken bedeutet, nicht zu verstehen, dass der Populismus heute transnational ist.

ABCaus Madrid kommentiert: Wenn mitten in Europa große Scharen von Wählern, die bisher eher der Linken nahe standen, nun der Ultrarechten zuströmen, sollte dies Anlass zum Nachdenken geben. Das gilt umso mehr, als sich die Rechten in Österreich als Liberale verkleiden, aber in Wirklichkeit schlimmste Nazi-Taktiken verfolgen. Bisher hatte man gedacht, der Aufstieg der extremen Rechten in Europa würde sich auf bestimmte Regionen in Frankreich und Deutschland beschränken. Das Gravierende an dem Wahlerfolg des Jörg Haider ist, dass Österreich bei der Annäherung der EU an Osteuropa eine Schlüsselstellung einnimmt.

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