: Die anderen
■ "The Financial Times", "Ouest France" und "Respekt" (Tschechien) kommentieren zum Jubiläum der Maueröffnung
Die Wirtschaftszeitung The Financial Times kommentiert zum Jubiläum der Maueröffnung: Zehn Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer ist Europa ein gefährlicher Ort. Innenpolitisch kämpft es gegen langsames Wachstum, hohe Arbeitslosigkeit, eine alternde Bevölkerung und politische Schwäche – ganz besonders in seinem Zentrum, in Deutschland. An seinen Grenzen droht Gefahr von regionalen Konflikten und vom verwundeten, aber immer noch mächtigen Nachbarn Russland. Aber man vergisst zu leicht, dass wir in einer Welt lebten, in der die wichtigste Architektur des Friedens eine wechselseitige nukleare Drohung der völligen Zerstörung war. Es gibt noch viel zu tun. Aber heute sollten wir die Tatsache feiern, dass Europa und die Welt jetzt besser dastehen. Und zwar als Ergebnis jener Ereignisse, die vor zehn Jahren geschahen.
In der französischen Regionalzeitung Ouest-France schreibt Deutschlandkenner Professor Alfred Grosser: Es ist 19.20 Uhr. Ich bin dabei, meine „Kommentare zur Aktualität“ vor 300 Studenten zu beenden. Plötzlich tritt der Direktor der politikwissenschaftlichen Abteilung durch die kleine Hintertür in den Vorlesungssaal, gibt mir ein kleines Stück Papier in die Hand und sagt dann mit lauter Stimme: Die Berliner Mauer ist gefallen“. Donnernder Applaus. Noch am gleichen Abend sind etwa 50 dieser Studenten mit der Bahn oder im Auto aufgebrochen, um in Berlin an einer wirklichen politischen Wonne teilzuhaben. Ja, es war eine glückliche Neuigkeit. In den folgenden Jahren war es nötig, in Deutschland immer wieder zu sagen, wie sehr in Frankreich darüber Freude geherrscht hat, hatten doch die deutschen Medien vor allem über einige wenige französische Ängste berichtet. Die Mauer ist genau in einem Gedenkjahr gefallen: 14. Juli 1789 (Erstürmung der Bastille), 9. November 1989 – zwei Siege der Freiheit.
Und das tschechische Nachrichtenmagazin Respekt meint: Der Fall der Mauer und damit das Ende des Kalten Krieges sorgte für eine solche Erschütterung, dass manche darin das „Ende der Geschichte“ sahen. Andere veröffentlichten viel versprechende Pläne und Prognosen über die weitere Entwicklung in Europa. Wenige Europäer werden sich an eine ähnliche Zeit erinnern, in der so viele Barrieren in Trümmer fielen. Aus dieser Sicht ist die Erfahrung des Jahres 1989 für die Europäer äußergewöhnlich und denkwürdig, trotz aller damaligen naiver Erwartungen. Nur: Die Welt ist nach dem Kalten Krieg nicht eins geworden – sie ist bloß weniger geteilt.
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