: Die Zukunft liegt bereits hinter uns
Das Düsseldorfer FFT veranstaltet in Zusammenarbeit mit den Sophiensælen in Berlin, Kampnagel aus Hamburg und dem Züricher Theaterhaus Gessnerallee bereits zum dritten Mal die Freie-Theater-Plattform „Freischwimmer“
Unter der Prämisse, dass es nicht mehr vorwärts zu gehen scheint, wirft das Forum Freies Theater (FFT) in Düsseldorf lieber den Blick zurück. Das Mini-Theater-Festival „Freischwimmer 06 – Plattform für junges Theater“ ist bereits zum dritten Mal die Landungsbrücke für zukünftige freie Bühnenprojekte. Das falsche Versprechen eines immer währenden Fortschritts betrachten die diesjährigen Produktionen mit neugieriger Ironie. Ihrer Ansicht nach liegt die Zukunft bereits hinter uns. Deshalb beschäftigen sich die sechs Schauspiel-Teams mit sozialen, politischen und künstlerischen Utopien und Erlösungsfantasien von einst und konstruieren daraus eigene theatralische Entwürfe.
Nicola Nord beispielsweise suchte Kommunisten und Kommunistinnen nach dem Ende der Geschichte und fand immer noch Anhänger der letzten großen Utopie des 20. Jahrhunderts. Sie sprach mit ihnen über die Leere, die bleibt, wenn einem die Utopie abhanden kommt. In ihrer auto-mobilen Bühnenperformance „little red (play)“ blickt sie aus der interstellaren Perspektive des 3. Jahrtausends zurück und konstruiert das Doku-Märchen einer Vergangenheit.
Katja Langenbach, Gundula Iblher und Christian Lösch suchen bei ihrem Projekt lieber die Zusammenarbeit mit Unternehmensberatern und Bankern, um eine gemeinsame Reflexion zu Aristophanes‘ Komödie „Plutos“ zu entwickeln. Die Finanzexperten bekommen einen fiktiven Kunden vorgesetzt: den antiken Bauern Chremylos, der versucht, Geld und Werte in ein rechtes Verhältnis zu setzen und dabei die Rechtschaffenen reich und die Niederträchtigen arm macht. Utopie, Ideologie, wirtschaftliche Fakten und aktuelle Argumente begegnen sich bei der Frage nach einer gerechten Verteilung von Geld und Gütern. Doch können mit Geld überhaupt Werte geschaffen werden?
Am Sonntagnachmittag wird die Frage nach der Zukunft des Nachwuchses beantwortet. Die Produktionsweisen am Theater haben sich, auch durch andere Künste, stark verändert. Heute bieten sich deshalb neue Studiengänge auch an freien Produktionsstätten. Der Weg könnte in Stadt- und Staatstheater führen. Doch ganz so unproblematisch scheint das nicht zu sein. Das Verfahren diskutieren Heiner Goebbels von der Hessischen Theaterakademie, Ulrike Haß, Theaterwissenschaftlerin an der Uni Bochum, Marijke Hoogenboom von der Amsterdam School of the Arts und Olaf Kröck, Dramaturg am Schauspiel Essen. PETER ORTMANN
Forum Freies Theater, Düsseldorf07. bis 12. November 2006Infos: 0211-8767870