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Die WocheWie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Peter Struck zum coolen Sound seiner frühen Jahre zurück - in Roland Kochs Erziehungscamps werden die Sekundärtugenden geübt. Keine Vorbildfuntion für neuen Bayern-Trainer.

t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der letzten Woche?

Friedrich Küppersbusch: Es passiert nichts wirklich interessantes Neues !

Was wird besser in dieser?

"Dschungel" bei RTL und Hitler auf dem Spiegel-Titel, alles wieder gut.

Sollte sich Peter Struck entschuldigen? Er hatte Hessens wahlkämpfenden Ministerpräsidenten Roland Koch "klammheimliche Freude "angesichts der Videobilder aus der Münchner U-Bahn unterstellt.

Bild: taz

Friedrich Küppersbusch ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.

Das politikverdrösse mich: Struck hat etwas ganz Offenbares benannt, nämlich Kochs erfolgreiches Bemühen, aus einem Verbrechen Wahlkampfkapital zu schlagen. Das Unbestreitbare zu leugnen und die Erde konsensuell wieder zur Scheibe zu erklären wäre lächerlich. Man darf von nun an dann auch ansprechen, dass Schröderfischerstruck ohne Bushs Irrsinn im Irak weg gewesen wären.

"Die können mich mal" war Strucks Antwort auf die Entschuldigungsforderung der Union, bevor er ins Wochenende ging. Sind das die richtigen Umgangsformen in einer Koalition?

Klingt, als fände Rockin Struckin Pete nach zu vielen schlechten Studioalben wieder zu seinem unverfälschten Sound der frühen Jahre zurück.

Glaubt man der aktuellen Debatte, sind die öffentlichen Verkehrsmittel ein sehr gefährlicher Ort. Fahren Sie noch Bus und U-Bahn?

Klar, denn im Schwenkbereich der Überwachungskameras treffe ich eh nur die dümmsten der dummen Verbrecher. Profis gehen anders vor. Das Schüren von Unsicherheit gehört zum Handwerk dessen, der das Produkt Sicherheit verkaufen möchte.

Erziehungscamps, Warnschussarrest oder schnellere Verfahren: Mit welcher der Forderungen nach einer Verschärfung des Jugendstrafrechts könnten Sie sich am ehesten anfreunden?

Freunde, die in der Branche arbeiten, nennen Beschleunigung und in der Tat Alternativen zum Knast erwägenswert. Im Knast lernt man vor allem: Knast, also die gewünschte Wertevermittlung findet statt, bevorzugt von Kriminellem zu Kriminellem. In manchen Milieus bist du ohne Haftstrafe ne Wurst. Ein Erziehungscamp wirkt auch nur auf die "Sekundärtugenden", macht also bei günstigem Verlauf gesellschaftlich unauffälliger. Einen Sandsack 1.000-mal sinnfrei hin- und herschleppen macht einen zu einem erträglichen Irren, einem funktionierenden Befehlsempfänger. Ein 18-jähriger Klient eines Freundes sagte zu den Münchner Vorfällen: "Würde mir nie passieren! Habe ich meine 14-Jährigen für!"

Nicht nur Der Spiegel, auch das Hochglanzmagazin Vanity Fair hat sich von seinem Chefredakteur getrennt - nach nicht mal einem Jahr. Was rufen Sie Ulf Poschardt hinterher?

Seltsam altmodisch und kampfmoralin, ja, und doch: Die komplette Verhüllung der Charité, eines Kranken-Hochhauses, mit einem Werbekondom für ein schillerndes Heftchen war ein weithin sichtbares "Wir haben kein Taktgefühl, wir können nur dummdreist und dick" und half mir, niemals eine Ausgabe anzufassen. Tut mir leid, vielleicht stand was Schönes drinne.

Jürgen Klinsmann geht als Trainer zum FC Bayern München. Was meinen Sie, warum tut er sich das an?

Als Nationaltrainer kann er schlecht in der Zweiten Liga das Hauptfach Clubtrainer noch mal lernen. Muss er aber sofort einen großen Club übernehmen, dann auch einen, der angemessenes Schmerzensgeld ausreicht. Übrigens, nachdem der erste Reflex allgemein dieses "Warum beschädigt er sich?" war, könnte man weiter denken: Klinsmann hat bei der Nationalelf schon einmal zu überraschen verstanden. Der große Vorzug der bayerischen Bermudahose Beckenbauer-Rummenigge-Hoeneß ist der, dass von den dreien immer der vierte Schuld war. Entweder Meister, oder jemand anders war schuld. Doch die drei werden älter, und irgendwann kommt ein Jüngerer, der diese Frage umgekehrt zu stellen versteht. Klinsmann?

Ist das gut für die Bundesliga? Oder nur für die Bayern?

Letzteres wäre gut für beide. Der Erfolg bei der WM hatte viel damit zu tun, dass der Trainer und sein Team weder Bild- noch Bayern-hörig waren, die Mannschaftsaufstellung war nicht "FC Bayern - Remittenden und ein paar Wasserträger", sondern umgekehrt: alle Talente, die der FCB nicht erkannt hatte.

Und was macht Borussia Dortmund?

Ist unglaublich jung und feuert so regelmäßig seine Geschäftsführer und Präsidenten, dass uns eine Bayern-Vermorschung nie passieren könnte.

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1 Kommentar

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  • EV
    Enno von Friedland

    Danke, Danke, Danke, Herr Küppersbusch.

    Auch 2008 gilt: Irgendwie die Woche überstehen und sich nach dem größten BVB-Fan aller Zeiten sehnen - und nach der von Ihnen vorgenommene Trennung von Schlagzeilen-Spreu und Nachrichten-Weizen.

    Niemand kann dies besser, schlauer und bissiger als Sie, der lebende Beweis dafür, dass in den Medien noch nicht alle hirntod sind.

    Bitte, bitte mehr davon...