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Die WocheWie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Stefan Raab ist ein Schnäppchen und Borussen sind gegen die Atomkraft - sie sitzen im Dunkeln. Die Woche mit Friedrich Küppersbusch.

Interview von

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Friedrich Küppersbusch: Glänzende Werte für den/die Kanzlerkandidat/in, die die Grünen gar nicht haben.

Was wird besser in dieser?

Renate Trittin.

Beim Treffen der Nato-Außenminister in Berlin wurden gravierende Meinungsverschiedenheiten diplomatisch verkleidet: Umstritten bleibt, wie viel militärische Gewalt notwendig und zulässig ist, um Gaddafi zur Kapitulation zu zwingen. Bündnissolidarität sieht anders aus?

Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen erklärte: "Offensichtlich kann es keine militärische Lösung geben. Wir müssen einen politischen Prozess anstoßen." Exakt die Erkenntnis, für die Rasmussen und Sarkozy die Bundesregierung jetzt wochenlang gebasht haben. Wann entschuldigen die sich? Außenministrant Westerwelle bekommt nicht mal mehr mit, wenn er recht hat, das ist für einen Apodiktiker alarmierend. Merkel hätte lieber einen Außenminister Steinmeier, Fischer wäre vielen lieber und jede solche Lösung wäre besser für die europäische Außenpolitik. Die Spekulation, ob der Nato-Einsatz inzwischen mehr Menschen getötet hat, als Gaddhafi auch allein geschafft hätte, ist makaber müßig - dass auch konservative Blätter sie anstellen, zeigt die Unfähigkeit dieser Bundesregierung, Mediation im Bündnis angemessen wahrzunehmen.

Die Regierung Berlusconi verlangt Solidarität der Partner. Kann Italien wirklich nicht alleine mit den Bootsflüchtlingen fertig werden?

Bei uns erwägt ein hessischer Innenminister das Aussetzen des Schengen-Abkommens und ein CSU-Innenexperte belehrt die italienische Regierung. Vermutlich hat der Bürgermeister von Legoland auch ne Meinung dazu, sein Statement wartet Merkel ab und hofft, dass der Ärger vorbei ist, bevor sie was sagen muss. Libyens Nachbarn haben 430.000 Flüchtlinge aufgenommen, Europa findet keine Lösung für gut 20.000 Menschen - die immerhin auch vor Luftangriffen europäischer Armeen flüchten. Im Zivilleben würde man beim Symptombild und Alter Berlusconis über einen gesetzlichen Betreuer nachdenken, vulgo: Vormund. Irgendwie kann die EU schneller schießen als helfen.

Bild: taz
Im Interview: 

FRIEDRICH KÜPPERSBUSCH ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.

Die Familienministerin begeht den ersten bundesweiten "Boys Day". "Es sind vor allem Jungs, die heute Probleme haben", sagt Schröder. So?

Es gelingt nicht gut, Mädchen zu fördern, dafür saufen die Jungs immerhin schon mal ab: so rum nehme ich das wahr. Mein Sohn sah seinen ersten Mann im Bildungswesen mit zehn, auf der weiterführenden Schule. Vorher wars ein teils unerfreulicher Weg durch das Matriarchat der Kindergärten und Grundschulen. Neben der liebevollen stand die Lehrerin, die ihr geringschätzendes Männerbild an 6-Jährigen abließ; wenn man Jungs oft genug vorwirft, sie seien eher gewaltbereit und roh, kriegen sie das irgendwann auch hin.

Stefan Raab soll für einen Fünfjahresvertrag 185 Millionen Euro erhalten haben. Hat der das verdient?

Schnäppchen. Die Kollegen von der ARD haben gerade bis zu 54 Mio für rund ein Dutzend sportlich mäßig relevante Sauerland-Boxer angelegt; das ZDF rund 50 Mio für drei Jahre Champions League. Nur für Rechte; die komplette Übertragungstechnik vom Kabelhelfer bis zum Ü-Wagen-Tross kommt noch drauf. Das ist bei den 5 Jahren Raab schon drin - hier liegt übrigens der Rechenfehler, mit dem gerade auch die Minutenpreise der ARD-Talker von Beckmann bis Jauch verstrubbelt werden. Mal wird Studio und Technik vom Sender beigestellt, mal stellt die Produktionsfirma das fertige Sendeband auf den Tisch. Der Vergleich hinkt wie etwa der zwischen Wohnungsmiete oder Kaufpreis. Egal: Stefan Raab kann auch deshalb jeden Preis aufrufen, weil er gerade die ARD-Unterhaltung sehr erfolgreich konkursverwaltet und das ZDF ihm "Wetten, dass ..?" schenken würde, wenn er es wollte.

Daniel Bahr meldet sich und will stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundespartei werden. Kann das funktionieren?

1982 veranlasste Lambsdorff die Gründung der "Jungen Liberalen", nachdem die FDP-Jugendorganisation "Jungdemokraten" die Wende verweigerte. Heute führt diese virtuelle Musterschülerguerilla die FDP. Und danach riecht sie auch.

Und was machen eigentlich die Borussen?

Immer mehr Wohnungen im Dunkeln, weil vor dem einen Fenster die BVB-Flagge, vorm anderen "Atomkraft - nein danke!"-Fahnen prangen. Vermutlich ist Gemütlichkeit unter Tage einfach in unseren Genen.

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4 Kommentare

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  • OW
    Opa Willi

    @ Maddin (18.04.2011 15:23 Uhr):

     

    Ach, Maddin, was haben denn 6 Jahre lang Tanten im Kindergarten und Grundschule zu tun mit "gender mainstreaming"? Das ist doch eher "female mainstreaming". Billig bezahlt und männerfrei. Aber solange die Kerle nicht ran wollen an die professionelle Kinderbetreuung...

  • M
    Maddin

    Hier im Wochenrythmus auf progressiv, sozial und engagiert tun - aber wenn "Gender Mainstreaming" Küppersbusch Junior persönlich schadet, dann ist der Herr Papa besorgt und lästert...?!

  • UK
    Uli Krumme

    Fischer besser fuer die europaeische Aussenpolitik ??? Na, dann waere Deutschland ja demnaechst bei jedem Militaereinsatz wieder dabei.

    Jetzt wo die Gruenen ja den "gerechten Krieg" gefunden haben.....

    Dann noch einen Gruenen Verteidigungsminister und Wiedereinfuehrung der Gewissenspruefung.

    " So so, Sie wollen also nicht dienen - na, was tun Sie denn wenn ein Diktator seine Bevoelkerung massakriert, Streubomben wirft und Frauen vergewaltigt. Und Sie fliegen zufaellig mit einem Bomber ueber seinen Palast. Wuerden Sie schiessen um die Zivilbevoelkerung zu schuetzen ?"

    Cem Oezdemir - der Berufsbetroffene - waere geeignet fuer diesen Posten.

  • DM
    Dr. Martin Baretonitz

    Immer wieder wird das Begriff Matriarchat falsch verwendet. Wenn Frauen führen, ist die genauso ein Patriarchat. Denn es geht um Hierarchie. Im Matriarchat werden keine Hiearchien geplegt, siehe http://matriarchat.info

    Hier erkennbar ist aber, dass Frauen eher kooperieren und Männer konkurrieren. Und da das so ist, fühlen sich Frauen in einer Männer dominierte Führungsriege nicht wohl. Siehe auc: http://bit.ly/ibEP04