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Die Westpresse kommt uns teuer

■ Vom kommenden Montag an wird es an einzelnen Verkaufsstellen ein großes Spektrum an Westpresse geben Preise zwischen 1,80 für „Bild“ und 11.40 Mark für „Stern“ / West-Konzerne organisieren Vertrieb selbst / Kein Verkauf an Zeitungsläden

Berlin (taz) - Am kommenden Montag es soweit: Landesweit sollen in großer Menge westliche Presseerzeugnisse angeboten werden. Für 1,80 Mark können dann alle die 'Bild-Zeitung‘, für 11,40 Mark den 'Stern‘ oder für 7,50 Mark ein Micky Maus Heft kaufen. Aufgeteilt wird das Vertriebsgebiet der DDR unter den vier großen bundesdeutschen Pressekonzernen. Der Norden der Republik gehört Bauer, die Mitte Gruner & Jahr und der Süden Springer und Burda, die sich jeweils zu dem gegenseitigen Vertrieb ihrer Presseerzeugnisse verpflichten. Der Großraum Berlin, für den Gruner & Jahr zuständig ist, wird von der Medien Handel GmbH betreut, die in beiden Teilen Berlins einen Firmensitz hat.

In Westberlin wächst inzwischen der Widerstand der nicht konzerngebundenen Verlage gegen dieses Vertriebskartell. Sie haben sich an das Bundeskartellamt in Westberlin gewandt, weil sie befürchten, daß von der Aufteilung des Marktes unter die großen Vier auch Auswirkungen auf die Bunderepublik zu erwarten sind. Die großen Verlage hatten am Dienstagabend ein Treffen beim Bundeskartellamt, um dort kartellrechtliche Bedenken aus dem Wege zu räumen. Dies soll durch die Beteiligung möglicher Partner hier erfolgen, von denen allerdings angenommen werden kann, daß es sich um reine Scheinbeteiligungen handelt. Ernstzunehmende Kooperationspartner in der Vertriebsbranche gibt es außer der Deutschen Post nicht.

Eine massive Einfuhr der Westpresse ist nicht nur unter medienpolitischen Gesichtspunkten prekär. Die um das Überleben kämpfenden Zeitungen geraten dadurch noch mehr unter Druck, ohne daß sie sich bisher auf diesen Konkurrenzkampf vorbereiten konnten. Wichtig sind auch die wirtschafts- und währungspolitischen Dimensionen dieses Geschäfts, denn sämtliche Umsatzerlöse, die in wenigen Monaten Milliardenhöhe erreichen können, werden auf DDR -Konten der Verlage „geparkt“ bis zu dem „Tag X“, an dem diese Gelder in DM umgetauscht werden können. Im Augenblick ist diese Abschöpfung von Kaufkraft sogar erwünscht, weil dem für das vorhandene Geld zuwenig Waren gekauft werden können. Die große offene Frage ist aber, wie sich solch riesigen Vermögen am Tage der Einführung der Währungsunion auswirken.

Sollte der Umtauschkurs von Mark in DM dann über dem heutigen Verrechnungskurs von 1:3 liegen, dann machen die Verlage einen riesigen Spekulationsgewinn. Andererseits wird die Neigung der Bundesregierung, DDR-Mark in DM zum Kurs 1:1 umzutauschen ehe nachlassen, wenn bis dahin viel Geld auf Konten westlicher Unternehmen „geparkt“ ist.

Khr

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