Die Welt zu Gast bei Autokraten: Olympischer (Alb-)Traum

Die Olympischen Winterspiele 2022 in China bilden den Auftakt zum Jahr der sportlichen Großereignisse. Unser Autor berichtet für die taz aus nächster Nähe.

Soldaten hissen Chinas Flagge bei der Eröffnung der Olympiade in peking

Eröffnung der Olympiade 2022: Wenig Platz für olympischen Geist unterm Banner des chinesischen Regimes Foto: Brian Synder/reuters

Von ANDREAS RÜTTENAUER

taz Info, 04.02.22 | Jetzt laufen sie, die 24. Olympischen Winterspiele in Peking. Die ersten faszinierenden Einblicke haben uns erreicht. Gleichzeitig sind Bilder von einem scheinbar unbeschwerten Sportfest in China kaum zu ertragen.

Menschenrechtsverletzungen, die Unterdrückungen der muslimischen Uiguren in der Provinz Xinjiang, der Raubbau an der Natur, um neue Wintersportregionen zu erschließen, und ein omnipräsenter Überwachungsstaat – das sind die Themen, die die Berichterstattung vor den Spielen bestimmt haben.

Die Olympischen Winterspiele 2022 finden vom 4. bis zum 20. Februar 2022 in China statt. Die taz berichtet intensiv über die Spiele, über die Politik, die damit gemacht wird, und über die Resultate der deutschen Sportler:innen. ➡︎ taz Schwerpunkt Olympia 2022

Der Volksrepublik ausgeliefert

Dazu kommt das Coronaregime in China, das eine Zero-Covid-Strategie bei der Pandemiebekämpfung verfolgt und dennoch alles dafür tut, ein Propagandaspektakel ohnegleichen aufzuziehen. Diese Themen sollen der Maßstab für die Olympiaberichterstattung der taz in diesem Jahr sein. Auch wie sich der Weltsport, repräsentiert durch das Internationale Olympische Komitee, der Volksrepublik China dabei ausgeliefert hat, nimmt nicht gerade für die Spiele ein.

Wegschauen? Das kann nicht der journalistische Anspruch der taz sein. Wir wollen hinschauen – und zwar ganz genau. Es geht darum aufzuklären, wie politisch der Sport ist, auch wenn alle Sportfunktionäre immer wieder das Gegenteil behaupten.

Welche Rolle die Athlet:innen in diesem politischen Spiel haben, mit welchen Ängsten sie in ein Land reisen, das nicht hören will, was sie denken, das soll ebenfalls Thema des Sonderprojekts Beijing 2022 sein.

Ruhm und Ehre der chinesischen Staatsführung

Auch Sportler:innen aus Deutschland haben sich vier Jahre lang auf diese Spiele vorbereitet. Sie haben das aus Leidenschaft für den Sport und für ihre Karriere getan. Jetzt trauen sich viele nicht zu sagen, dass sie es gewiss nicht getan haben, um der chinesischen Staatsführung zu Ruhm und Ehre zu verhelfen. Ihr Dilemma gilt es ebenso zu schildern.

Dafür hat sich die Sportredaktion mit dem Auslandsressort zusammengetan. Asienredakteur Sven Hansen gehört ebenso zum taz Olympiateam wie die Sportredaktion um Johannes Kopp, Markus Völker, Alina Schwermer und Martin Krauss. Felix Lee, der bis 2019 Korrespondent der taz in Peking war, wird das Team mit seinen Ideen und Texten unterstützen. Aus Peking wird in bewährter Art und Weise Fabian Kretschmer darüber berichten, wie die Spiele in der Hauptstadt angenommen werden, welche Geschichten der chinesischen Bevölkerung geschildert werden und was ihr vorenthalten wird.

Sportliche und politische Kämpfe

Die olympische Welt wird er nur am Rande beobachten können, denn eine Zugangsberechtigung zur olympischen Blase hat er nicht. In dieser jedoch arbeitet der Autor dieser Zeilen, der vor Ort beobachten möchte, welche sportlichen und politischen Kämpfe auf den Pisten, den Bahnen, den Schanzen und auf dem Eis zwischen Russen, US-Amerikanern, Ukrainerinnen, Belarussinnen oder Deutschen ausgetragen werden.

Auf taz.de widmen wir einen Schwerpunkt den Olympischen Spielen. Auch dort werden die Bilder zu sehen sein, die Ostkreuz-Fotograf Sebastian Wells mit seinem ganz eigenen Blick am Rande der Arenen aufnehmen wird. Wer der taz auf Instagram folgt, wird erfahren, was Konfuzius oder der Große Vorsitzende von den Spielen hält. Da sind wir selbst gespannt.

Andreas Rüttenauer leitet das Ressort Leibesübungen der taz. Wintersport ist qua seiner bayrischen Herkunft Teil seiner DNA, auch wenn ihm gerüchteweise Rundledersportarten eher zusagen.