Die Uni feiert Geburtstag: Friede, Freude, Geburtstag
Mit einem Festakt beging die Universität ihr 40-jähriges Bestehen - in großer Einigkeit: Zum Glück ist das gründlich schief gegangen, was 1971 gewollt wurde
40 Jahre Universität Bremen - das Datum zwingt offenbar zu Festakt und Feier-Laune. Aber was wäre zu feiern? Immerhin die Tatsache an sich, dass es diese Universität nun seit 40 Jahren gibt. Gestern gab es deshalb eine Feierstunde in der Oberen Rathaushalle, zu der neben den politischen RepräsentantInnen auch viele der alten Kämpen der Universitätsgründung gekommen waren. Die Beteiligung der heutigen Universitäts-Personals indes war eher dürftig. Die Ingenieur- und NaturwissenschaftlerInnen, die heute das Profil der Uni bestimmen, haben offenbar bei dem Gedanken an die Gründung vor 40 Jahren nichts zu feiern, aber auch die gesellschaftskritischen Geister waren mit kaum mehr als zwei Dutzend protestierenden Studierenden vertreten. So blieb es dem - sozialdemokratischen - Asta-Vorsitzenden überlassen, zu erläutern, dass das Etikett "rote Kaderschmiede" ja eigentlich so übel gar nicht sei. Die Honoratioren klatschen höflich dazu.
Vor der Feierstunde hatte ein Geografie-Professor im Sinne einer öffentlichen Vorlesung vor dem Rathaus über die regionalwirtschaftliche Bedeutung der Universität gesprochen. Anders als bei einer Frittenbude bewegt eine Universität eben nicht nur Kaufkraft, sondern lockt auch qualifiziertes Personal. Die Lautsprecheranlage reichte für kaum mehr als 100 erwartete Zuhörer. Offenbar gibt es an der Universität niemanden mehr, den es zu einem Festvortrag gedrängt hätte, den anschließend nachzulesen sich lohnen würde.
Die Geschichte der 40 Jahre zu interpretieren blieb so dem aktuellen Rektor Wilfried Müller überlassen. Was ist geblieben von einer Universität, deren Gründungsrektor die Wissenschaft an den Interessen der Arbeiter ausrichten wollte und sich in einem Vertrag mit der Arbeiterkammer dazu verpflichtete? Eine Kultur flacher Hierarchien, lobt Müller, und eine interdisziplinäre Forschung, die sich drängenden Fragen der Zeit widmet. Unter dem Rektor Jürgen Timm wurde die Wende vollzogen hin zu einer Regionaluniversität, sie hat damit erhalten, was ihr am Anfang fehlte: Akzeptanz in der Stadt, der Wirtschaft, der wissenschaftlichen Community.
Auf diese Basis nun treibt der derzeitige Rektor Müller - der selbst einst ein Kritiker der Wende war - nun die Ankennung der Bremer Universität in der so genannten Exzellenz-Initiative voran. Immerhin ist diese Uni heute nach der Vorauswahl eine von nur sieben, die um drei neu zu vergebende Exzellenz-Plätze mit konkurrieren darf.
Das Uni-Jubiläum hat dazu geführt, dass immerhin zwei Bücher erschienen sind, die die Universitätsgeschichte nachzeichnen. Peter Meier-Hüsing hat für den Temmen-Verlag auf 250 Seiten eine Menge Material zusammengetragen und in oft lockerem Ton ausgebreitet.
Das Buchprojekt des Donat-Verlages "Tradition Reform" beschränkt sich auf die ersten 30 Jahre und analysiert die Wende der Universität sehr viel genauer. Autorin Birte Gräfing beschreibt ausführlich die Idee des "forschenden Lernens", das in der Form eines "Projektstudiums" stattfinden sollte - und bei der Bologna-Verschulung des Studiums unter die Räder geriet.
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