Kommentar (vgl. S. 23): Die Umfaller
■ CDU: Opportunismus statt Kulturpoltik
„Politische Verkommenheit“ wirft der Intendant des Bremer Theaters seinen Gegnern vor. Gemeint ist fraglos die Kultursenatorin, deren Zermürbungstaktik im Haushaltskrieg die Theaterleute weichkochen soll. Doch den Vorwurf müssen sich seit gestern auch andere Politiker gefallen lassen: Wochenlang haben die CDU und AfB schön plakativ gegen die senatorischen Sparpläne gewettert – in der entscheidenden Sitzung aber gaben sie kleinlaut bei.
Damit hat die CDU in Rekordzeit eine doppelte Wendung vollführt. Das gilt vor allem für ihre kulturpolitische Sprecherin Elisabeth Motschmann: Im Dezember stimmt sie dem Sparplan der SPD-Senatorin zu; im Januar ist sie „bereit, diesen Fehler zu korrigieren“, man müsse schließlich „die Reaktionen in der Bevölkerung“ beachten; gestern schließlich schlägt Motschmann die Rolle wieder rückwärts. Das ist Opportunismus, wie man ihn sich nicht schöner ausmalen könnte. Das Engagement fürs Theater, das Motschmann wochenlang inszeniert hat, erweist sich nun als Maskerade. Solange diese der CDU Punkte brachte, wurde sie durchgezogen. Aber jetzt, wo der Dissens mit der SPD vielleicht einen Koalitionskrach nach sich zöge – da fallen die falschen Theaterfreunde um.
Dieses Lavieren, diese Formatlosigkeit: Das hat die Kulturpolitik der CDU schon zu Oppositionszeiten ausgezeichnet. Sie bleibt auch in der Regierung eine Partei ohne Kultur. Thomas Wolff
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen