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Die UNO als „Puffer“

■ UN-Blauhelme sollen in Kroatien Serben und Kroaten trennen

Zagreb (AFP/AP) – Nach der von beiden Bürgerkriegsseiten verfügten Waffenruhe in Kroatien bereiten sich die UN-Schutztruppen nun darauf vor, zwischen den kämpfenden Einheiten Stellung zu beziehen. Eine UNPROFOR-Sprecherin teilte mit, die Soldaten sollten in der Gegend der südkroatischen Stadt Gospić als „Puffertruppen“ an der Front aufziehen. Die Lage in Kroatien war weitgehend ruhig.

Einen Waffenstillstand für Bosnien hatten am Dienstag in Genf Präsident Alija Izetbegović und der kroatische Präsident Franjo Tudjman vereinbart. Da dieser jedoch erst am Samstag um 12 Uhr in Kraft treten sollte, gingen die Kämpfe in Bosnien auch am Mittwoch weiter. Besonders heftig waren die Gefechte in Mostar, das ein Mitarbeiter des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge mit Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg verglich. Bis zu 80 Prozent der Gebäude im von kroatischen Einheiten belagerten muslimischen Teil seien beschädigt.

Gemäß des Waffenstillstandsabkommens für Kroatien soll die kroatische Armee sich aus den drei Dörfern Citluk, Dunje Selo und Njegovina zurückziehen, die sie bei einer Offensive Anfang September eingenommen hatte. Nach dem Rückzug sollen die UN-Truppen dort die Kontrolle übernehmen. Bis wann die Aktion abgeschlossen sein sollte, wurde nicht bekannt, die UNO bezeichnete die Athmosphäre jedoch als „überaus positiv“. Kroatien hatte am Dienstag einen von der UNO vorgeschlagenen Waffenstillstand mit den Serben in der Krajina angenommen. Der Generalstab der Krajina-Serben hatte seinerseits einen Waffenstillstand ausgerufen. Der UN-Sicherheitsrat forderte daraufhin beide Seiten auf, die Waffenruhe auch einzuhalten.

Der serbische Freischärlerführer Dragan Vasilković alias „Kapetan Dragan“ vertrat unterdessen die Auffassung, daß sich der Krieg in Kroatien ausweiten werde, sobald Belgrad dazu grünes Licht gebe. In einem Interview der österreichischen Nachrichtenagentur APA erklärte er, die kroatische Offensive gegen die Serben in der Krajina mache deutlich, daß Zagreb an einer friedlichen Lösung des Problems nicht interessiert sei. Eine Ausweitung des Krieges sei unvermeidlich, weil die Serben „freiwillig nie unter einem kroatischen Präsidenten leben“ würden.

Vasilković sagte, bereits vor zwei Monaten habe er mit seiner 750 Mann umfassenden Eliteeinheit vor Zadar gestanden und sei zum Angriff bereit gewesen. Dem damaligen Rückzugsbefehl sei jetzt der kroatische Angriff auf die Krajina-Serben gefolgt.

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