Das Portrait: Die Sturmwolkenfrau
■ Megawati Sukarnoputri
Megawati – „Sturmwolkenfrau“ – nannten der indonesische Unabhängigkeitskämpfer Sukarno und seine Frau Fatmawati ihre Tochter, denn als sie am 23. Januar 1947 geboren wurde, brach ein gewaltiges Unwetter los.
Für Indonesiens Präsident Suharto klingt dieser Name heute wie eine Bedrohung. Nach dreißig Jahren unangefochtener autoritärer Herrschaft fürchtet er, daß die Tochter seines Vorgängers, dem er 1965 die Macht entwand, zur politischen Rivalin werden könnte.
Bis vor kurzem war die Vorsitzende der kleinen „Demokratischen Partei Indonesiens“ (PDI) auch in ihrer Heimat wenig hervorgetreten. Innerhalb der PDI jedoch hatte sie eine kleine demokratische Revolution verursacht, denn sie ließ sich 1993 als erste Vorsitzende von der Basis wählen und nicht nur von der Parteiführung einsetzen. Nachdem sie im Juni dieses Jahres – mit Unterstützung der Regierung und des Militärs – von einer Rebellenfraktion ihrer Partei gestürzt wurde, brach in der indonesischen Öffentlichkeit eine Welle der Empörung los. Megawati Sukarnoputri und ihre Anhänger weigern sich seitdem, die Absetzung zu akzeptieren. Binnen weniger Wochen wurde sie zur Symbolfigur für all jene, die eine Demokratisierung des Landes erhoffen.
Bei den jüngsten Protesten in Indonesien trugen Demonstranten Megawatis Portrait Seite an Seite mit dem von Birmas Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi. Daß sie ihre Popularität vor allem ihrem Vater verdankt, stört sie nicht: „Ja, ich bin die Tochter von Sukarno. Deshalb habe ich eine Mission“, sagt die 49jährige. Sie sei die „Stimme der einfachen Menschen“, die nach Gerechtigkeit und Hilfe bei der Lösung ihre Probleme suchten: hohe Arbeitslosigkeit, niedrige Löhne, Landvertreibungen, Korruption, Vetternwirtschaft.
Seit Mitte der achziger Jahre sitzt die Mutter von drei Kindern im Parlament. Konkrete Lösungen, wie zum Beispiel die wuchernde Korruption zu beseitigen ist, hat sie bislang nicht angeboten. Statt dessen spricht sie wohlklingend und vage von „gleichen Rechten für alle Menschen in Indonesien“ und beklagt „die große Kluft zwische Arm und Reich“. In diesen Wochen reicht das aber auch jüngeren und radikaleren BürgerrechtlerInnen aus, um sich hinter sie zu scharen. Jutta Lietsch
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