neue filme: Die Royal Tenenbaums
USA 2001, Regie: Wes Anderson; mit Gene Hackman, Gwenyth Paltrow u. a.; 110 Min.
In jungen Jahren waren die Tenenbaums eine Wucht. Echte Wunderkinder: Richie ein Tennischampion, Chas frühreifes Finanzgenie und Margot brachte bereits mit sieben ihr erstes Stück auf die Bühne. Den beeindruckenden Reigen der Begabungen präsentiert Regisseur Wes Anderson in einem fast nicht endenwollenden Vorspann, und erst wenn man es, eingelullt von der samtenen Erzählstimme und der Fülle an Details, schon gar nicht mehr wahr haben will, setzt die eigentliche Filmhandlung ein: Zwei Jahrzehnte später, zu einer Zeit, als bei den dreien das einstige Talent nur noch in der Exzentrik ihrer Depressionen erkennbar ist. Da kündigt Vater Royal auf einmal an, Darmkrebs im letzten Stadium zu haben und bietet damit seinen Kindern einen willkommenen Vorwand, aus der Unbill des Erwachsenenlebens noch einmal zurückzukriechen in die Obhut des Elternhauses. Wundersamerweise sind dort alle drei Kinderzimmer sozusagen museal erhalten worden. Wie die großen Erwartungen, die wir als Kinder in uns selbst setzten, ist auch die Sehnsucht, nach dem Scheitern dieser Ambitionen lieber ins Paradies der Kindheit als in die schnöde Wirklichkeit zurückzukehren, ein weit verbreitetes Phänomen. Und wenn Anderson uns die Tenenbaums auch als etwas ganz Besonderes vorstellt, ist es leicht, in ihnen gleichzeitig jene ganz normale Skurrilität zu erkennen, die dem eigenen Selbstwertgefühl entspricht.
Astor, CinemaxX Colosseum, Cinestar Sony Center, Cubix Ufa-Palast, International, Kino in der Kulturbrauerei, Neues Off, Odeon, UFA-Arthouse Kurbel
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