: Die Reise nach innen
■ Morgen startet die 30. Internationale Tourismus-Börse. Reiseboom lockt über 6.000 Aussteller auf das Messegelände
Das Geld wird knapper, sparen ist angesagt, aber eines boomt: das Reisen. Von Mobilität, Freizeit und fernen Ländern wollen die Deutschen einfach nicht lassen. Auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB), die morgen auf dem Messegelände unter dem Funkturm ihre Pforten öffnet, versprechen sich die Aussteller darum wieder Rekordzahlen. Nie waren auf der „Leitmesse“ der Tourismus-Wirtschaft, die zum 30. Mal stattfindet, mehr Aussteller: mit 6.125 Firmen und Organisationen aus 176 Ländern sind es 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Nie war die Ausstellungsfläche größer: Sie wuchs um 4.000 auf 103.000 Quadratmeter. Und mehr als 50.000 Besucher werden sich bis zum kommenden Mittwoch in den 23 Hallen drängeln. Wieder Rekord.
Wen der bloße Ausstellungsbummel nicht zufriedenstellt, kann sich im Rahmenprogramm auf Fachtagungen, Workshops und Seminaren auf den nächsten Urlaub einstimmen. So gibt es ein Reise- Literatur-Forum (Halle A 1.2), ein Afrika-Forum im ICC (Dienstag, 10 bis 13.30 Uhr, Saal 4 und 5) oder einen Europa-Tag im Wissenschaftszentrum (Sonntag, ab 10 Uhr im Palais am Funkturm).
Um „Preiskampf contra Sicherheit“ geht es auf einer Podiumsdiskussion am Samstag von 10 bis 11 Uhr im ICC (Saal 6), unter anderem mit Vural Öger von Öger- Tours, die nach dem Flugzeugabsturz in der Karibik in die Schlagzeilen geraten war.
Die Tourismus-Branche agiert aber auch historisch, sonst hätte sie kaum 1996 zum Luther-Jahr erklärt. Weil der Reformator vor 450 Jahren gestorben ist, fragt sich das 19. Kirchenforum (Mittwoch, 10 bis 12 Uhr, Saal 6 des ICC): „Luther, Lourdes und Pilgerstraßen – Kommerz oder Weg nach innen“? Neu ist die Multimedia-Halle. Integriert in die Fachausstellung „Elektronik in der Touristik“ werden Unternehmen von Buchungs- und Informationssystemen in Halle A 2.2 ihre Hard- und Software präsentieren: damit das Reisen noch schneller geht.
Eine geographische Gliederung der Aussteller soll den BesucherInnen die Orientierung erleichtern: die Suche von Mauritius etwa – oder von Tuvalu.
Wer dank des ausgeklügelten Plazierungssystems weiß, daß der Tuvalu-Stand in Halle 1, 2 oder 3, unweit des Karibik-Dorfes, anzutreffen ist, wird auch erfahren, daß Tuvalu selbst eine Inselgruppe ist, im Südpazifik liegt und wohl am besten mit dem Flugzeug zu erreichen ist.
Daß die Gastfreundlichkeit in den Urlaubsländern oft in krassem Widerspruch zum Umgang der Regierungen mit den Einheimischen steht, macht amnesty international am Samstag zum Thema. Mit einer Mahnwache unter der Brücke zwischen ICC und den Messehallen wird auf die Menschenrechtssituation in Myanmar und in der Türkei aufmerksam gemacht. ai will damit nicht zum Tourismusboykott aufrufen, sondern „dafür sorgen, daß deutsche Urlauber ihre Reiseziele mit offenen Augen ansteuern“. Bernd Kastner
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