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Die Problematik männlicher Mythen

betr.: „Männer, die armen Schweine“, „Gleich oder anders“, taz vom 8. 3. 00

Dass Mythen und Rollenbilder und deren Erfüllung Menschen unter Druck setzen und in ihren Handlungen beeinflussen, ist nicht gerade neu, aber ein interessantes Thema. Dass aber Gewinnermythen vor allem Männern aus „Milieus, in denen eine ausgeprägte Macho-Kultur herrscht“, sprich „jungen, männlichen Migranten“, zu schaffen machen, ist nur ein weiterer moderner Mythos.

Denn auch diese Männer sind ein Teil der hiesigen Gesellschaft, und können folglich auch nicht so eingeordnet werden, als agierten sie losgelöst von diesen Bedingungen auf Grund eines virtuellen „kulturellen Hintergrundes“, den man bei ihnen vermutet. Bei einem Blick über den Tellerrand Niedersachsens und die Theorien Christian Pfeiffers hinaus, denen die alten, vorurteilsbeladenen Vorstellungen einer Kulturdifferenz zu Grunde liegen, finden sich Untersuchungen wie die des australischen Männlichkeitsforschers Robert W. Connell. Er zeigt auf, dass Männlichkeiten immer im gesamtgesellschaftlichen Kontext zu verorten sind, sich mit Faktoren wie Ethnizität und Klasse überschneiden und sich so nicht nur in Abhängigkeit zu Frauen, sondern auch an anderen Männlichkeiten ausbilden. Hier entstehen oder halten sich Siegermythen und mit ihnen auch diejenigen, die sich daran in der ein oder anderen Weise abarbeiten.

Die Problematik männlicher Mythen auf junge Männer mit Migrationsgeschichte zu verlagern ist mal wieder ein schön einfacher Akt (und angesichts der reinen Männeraffairen, die gerade vor unseren Augen ablaufen und die deutliches Zeugnis einer gut funktionierenden Männerkultur ablegen, auch problemverlagernd und verschleiernd), sich eines schwierigen Themas da zu entledigen, wo es alle gerne hätten: Bei den „Anderen“.

SUSANNE SPINDLER, Köln

[...] Mehr Weiblichkeit braucht die Welt – keine eMANNzipierten, das heißt vermännlichten Frauen, die dieses Gekämpfe noch extremer praktizieren.

Jeder Mensch hat männliche und weibliche Seiten in sich, die es zu entdecken und zu leben gilt. Besonders die weiblichen müssen wir dem Männlichkeitswahnsinn entgegensetzen. Und aufhören, Jungs zu „Männern“ zu erziehen.

AMISH DANIEL LESSMANN, Freiburg

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