: Die Politik der Querschläge
Die junge Linke: Die grüne Europaabgeordnete Ilka Schröder provoziert und stellt grüne Autoritäten in Frage
Ilka Schröder ist das Enfant terrible der Grünen, und das ist wörtlich zu verstehen. Sie sei ein „Kind, das von praktischer Politik nichts versteht“, kanzelte der grüne Parteivorstand die 22-Jährige schon mal ab. „Das ist Altersdiskriminierung“, konterte Schröder, „es zeigt, dass sich die Leute mit meinen Inhalten nicht auseinandersetzen wollen“.
Schröder ist Abgeordnete der Grünen im Europaparlament in Straßburg – die jüngste aller Zeiten. Im Europaparlament vertritt sie den äußersten linken Flügel der Grünen und agitiert mit ihrem Mitteilungsblatt Denkpause und von ihrer Internet-Homepage aus gegen die „biodigitale Gesellschaft“ und eine „neoliberale Migrationspolitik“. Furore machte sie mit dem Vorschlag, Schleuser zu subventionieren, die an der EU-Ostgrenze Ausländern helfen, ins Land zu kommen. „Für viele ist die Nutzung der Fluchthelfer-Dienstleistung die einzige Möglichkeit, nach Europa zu kommen“, meint Schröder.
Das Konzept der grünen Bundestagsfraktion für die Umstrukturierung der Bundeswehr lehnte Schröder ab, und zwar auf ihre Art: „Wer sicherstellen will, dass Deutschland weiterhin Kriege führen kann, sollte 2002 unbedingt die Grünen wählen.“ Daraufhin hätten viele Grüne der jungen Parteikollegin zwar keine Denkpause, aber gerne einen Maulkorb verordnet. „Dümmlich“ nannte Parteichefin Antje Radcke den Schleuser-Vorschlag. Andere fordeten den grünen Bundesvorstand in Berlin auf, Schröder „Grenzen aufzuzeigen“.
Als Junggrüne will sich Schröder dennoch nicht begreifen, im Gegenteil, die Generationenproblematik werde oft „vorgeschoben“. „In Wirklichkeit geht es doch um andere politische Konflikte“, betont die geborene Berlinerin, die zuletzt in ihrem nichtpolitischen Leben ein Studium der Wirtschaftswissenschaften in Oldenburg begonnen hatte.
BARBARA DRIBBUSCH
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