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Die Pauker blieben auf dem Hof

■ Lehrer-Warnstreik in Ost-Berlin / Sicherung der Sozialleistungen gefordert / Besuch in einem Friedrichshainer Schulhof

Ost-Berlin. Kurz vor zehn gestern morgen in der Friedrichshainer Max-Kreutziger-Oberschule. Die schrille Klingel läutet das Ende der großen Pause ein. Doch unbeeindruckt setzen die Kinder ihr Treiben auf dem Schulhof fort, die Lehrer stehen vor der Eingangstür und diskutieren. Haben sie das Signal überhört? Ein Transparent am Schulgebäude bringt Aufkärung: „Warnstreik“.

Wie an den meisten Schulen und Kindergärten Ost-Berlins, treten auch hier die Pädagogen für eine Stunde in den Ausstand. Sicherheit der Arbeitsplätze, Beibehaltung solcher Maßnahmen wie Essen- und Milchversorgung der Schüler, Erhaltung des Schulhortes und Anpassung der Gehälter an die spätestens mit der Währungsunion einsetzende Teuerungswelle

-das sind einige der Forderungen, die die PädagogInnen an Bildungsminister Meyer haben.

„Wir wollen hier ein Zeichen setzen“, sagt der Direktor der Schule, Fellenberg. „Wir wollen wissen, wie es im Schulwesen weitergeht. Was wird aus unseren Arbeitsplätzen, wenn unsere Schulen tatsächlich mit Lehrern aus West-Berlin 'aufgefüllt‘ werden? Wir verlangen, daß unsere Hochschulabschlüsse auch nach einer Schulreform anerkannt werden.“ Der Gewerkschaftsvertreter der Schule, Herr Dreger ergänzt: „Ebenfalls unverzichtbar ist für uns die Beibehaltung der Altersversorgung für Pädagogen.“

Die wohl als Beschwichtigung gedachte Rede des Ministers für Bildung und Wissenschaft, Meyer, - am Vortag ausgestrahlt vom Deutschen Fernsehfunk - verfehlte ihre Wirkung offenbar völlig. Die Lehrer, so Schuldirektor Fellenberg, empfinden es als eine grobe Entstellung der Tatsachen, wenn das Ministerium den Eindruck erwecken will, die Forderungen der Lehrer reduzierten sich lediglich auf die Gehaltsfrage. Direktor Fellenberg: „Wir werden als Leute hingestellt, die nur nach dem Geld hinterher sind. Die Rede des Herrn Meyer hat uns in unserem Streikwillen nur noch bestärkt. Sollten wir kein Gehör finden, werden wir weitere Aktionen in Erwägung ziehen.“

Olaf Kampmann

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