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Die Niedlichen

Wegen der „Marginalität des literarischen Diskurses“ erhoffte sich das „Forum der 13“ am Freitagabend im Literarischen Colloquium Wannsee Rettung durch das Politische

Im August 1999 hätten sich die Schriftsteller in Rendsburg zum ersten Mal getroffen. Sie hätten alle ein Arno-Schmidt-Stipendium, fänden einander sympathisch und unterhaltsam und hätten dann fünf Tage und Nächte zusammengesessen. Alkohol sei in Strömen geflossen. Man hätte über alles gesprochen, und alles wird wunderbar gewesen sein, wenn man der Erinnerung glauben möchte, von der Annegret Held schon ziemlich spät an diesem Freitagabend im Literarischen Colloqium am Wannsee (LCB) erzählte.

Zuvor hatten einige der Autoren des „Forums der 13“ (Fd13) – Michael Lentz, Norbert Niemann, Leander Scholz und Annegret Held – ein bisschen was vorgelesen und waren dann in große Erklärungsnotstände geraten, als sie immer wieder versuchten, genauer zu erklären, weshalb sie sich denn nun zusammengetan hatten. Was der inhaltliche Leitgedanke dabei gewesen sei, das ästhetische Konzept, die Position in der Gesellschaft sozusagen. Sie waren dabei von einer Ratlosigkeit in die andere gestolpert, so entschlossen, dass man sich als Zuschauer schon überlegte, ob sie sich nicht besser gleich „die Ratlosen“ genannt hätten.

Dies hatte sich ja schon auf der Internetseite des Forums der 13 angedeutet, wo man einander „die Marginalität des literarischen Diskurses“ eingestanden und erklärt hatte, dass man „der Öffentlichkeit ein sokratisches Nicht-Wissen“ zumuten wolle, wo es hieß: „Klar ist, dass es im Treffen der 13 nicht um ein gemeinsames poetologisches Konzept gehen kann. Der Mehrwert der Diskussion liegt hier woanders.“ Wie bei engagierten Studenten der Geisteswissenschaften so üblich, war man dann irgendwann auf das Zauberwort gestoßen: das Politische.

Das Politische scheint mir ja ein Totschlagbegriff zu sein, der vor allem das Lechzen nach wirklicher Bedeutung abbildet; er scheint ein Begriff zu sein, mit dem man sich vom Alltag absetzen möchte, den man irgendwie für frivol und banal hält; ein Begriff, den man den Ironikern und ironischen Postironikern entgegenhalten möchte; den man sich ganz groß und fett geschrieben vorstellt und der auch hier nicht weniger angeberisch wirkte als in irgendwelchen Leitartikeln, die meinethalben das Verschwinden des Politischen beklagen.

Quälend lang und unergiebig waren also die Stunden im LCB, während derer die jungen Schriftsteller sich dafür rechtfertigen zu müssen meinten, dass sie sich einander alle halbe Jahre treffen und austauschen, dass sie alle zwei Jahre einem der Ihren einen Literaturpreis zuerkennen, dass sie – ähnlich, aber nicht ganz so elegant vielleicht, aber doch immer ernsthaft – wie www.ampool.de oder unternull oder wie die anderen Schriftstellerseiten im Internet so heißen – ein paar Sachen ins Netz stellen, die sich so fortschreiben und manchmal schön zu lesen sind und manchmal wie blöde Leitartikelversuche klingen.

Etwa wenn der dadaistisch beeinflusste Aktionslyriker Michael Lentz in pathetischer Kleinschreibung schreibt: „die cdu in ihrer momentanen verfassung – von opposition kann schon gar keine rede mehr sein – halte ich für gefährlich.“ Nun ja. Die Ratlosigkeit des Fd13, ist sie wirklich, wie angenommen, für die Öffentlichkeit interessant?

DETLEF KUHLBRODT

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