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Die Nato will den Serben „ein Signal geben“

■ Die bosnischen Serben gehen nach den Luftangriffen gegen UN-Mitarbeiter vor

Nicht nur im Bezirk Bihać saßen gestern UNO-Soldaten fest. Meldungen überstürzten sich, nach denen bosnische Serben in verschiedenen Regionen Bosnien-Herzegowinas Blauhelme festhielten, um UNO und Nato unter Druck zu setzen. 55 kanadische Blauhelme wurden im Umkreis der zentralbosnischen Städte Visoko und Breza mit vorgehaltener Waffe gezwungen, ihre Beobachtungsposten zu verlassen. „Sie werden in verschiedenen Unterkünften auf serbischem Gebiet festgehalten“, sagte ein UN-Sprecher.

In Waffendepots um Sarajevo saßen gestern mittag nach Angaben des UN-Hauptquartiers in Zagreb 100 UN-Soldaten fest. Das französische Verteidigungsministerium sprach gar von 350 in Sarajevo festsitzenden Blauhelmen. Die Zufahrtswege zu den Depots, in denen unter UN-Überwachung schwere serbische Waffen eingelagert sind, würden von Fahrzeugen der Serben blockiert, hieß es. Kontakt zwischen den Militärs beider Seiten gebe es nicht. In Brčko schließlich vertrieben bosnische Serben neun UN-Beobachter von ihrem Posten, nachdem sie sie ausgeraubt hatten.

Die Häufung der Überfälle auf UN-Mitarbeiter ist eine Reaktion der bosnischen Serben auf die drei Nato-Angriffe von dieser Woche. Serbenführer Radovan Karadžić hatte in diesem Zusammenhang in einem Interview mit Angriffen auf UN-Personal gedroht.

Der UNO-Sicherheitsrat hatte bereits in der Nacht zum Donnerstag „mit Empörung“ auf den Vormarsch der Serben in die UNO- Schutzzone um Bihać reagiert. Die US-amerikanische Ratspräsidentin Madeleine Albright rief die UNO und die Nato auf, „weitere Maßnahmen entsprechend ihrer Notwendigkeit zu treffen“.

Die 16 Nato-Botschafter kamen gestern mittag zu einer Dringlichkeitssitzung über die Lage in der UN-Schutzzone Bihać zusammen. Wie ein Sprecher der Allianz vor Beginn des Treffens in Brüssel sagte, wollen die Botschafter „die militärischen Optionen zum Schutz der Enklave“ ausloten. Zuvor hatte bereits Nato-Generalsekretär Willy Claes erklärt, die Serben in Ex-Jugoslawien seien nur noch mit militärischer Gewalt zurück an den Verhandlungstisch zu bringen. Die Nato strebe allerdings nicht eine Reihe von Siegen an. „Wir wollen den Serben das Signal geben, daß es eine militärische Lösung nicht geben kann, daß es gut für sie ist, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.“

Diskutiert wurde auf dem Nato- Treffen unter anderem die Möglichkeit, die UNO-Schutzzone um Bihać auszuweiten. Das würde mehr Rauem für Luftangriffe geben. Außerdem war von der Einrichtung einer Sperrzone für schwere Waffen und einer Ausdehnung der Flugverbotszone bis auf kroatisches Gebiet die Rede. AFP/AP/Reuter/dpa

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