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Die Narren sind unter uns

Im Mittelalter waren Narren Spaßmacher und Ratgeber der Mächtigen zugleich. In der heutigen Spaßgesellschaft sind die Mächtigen die Spaßmacher. Eine Ausstellung in der Kunstbibliothek hält Berliner Wahlkämpfern den Spiegel ihrer Ahnen vor

Sie spotten und verhöhnen. Sie übertreiben und polarisieren. Sie sind Darstellungen kapitaler Sünder. Aber – bei allen Ähnlichkeiten – im 16. Jahrhundert hätte noch niemand Narren mit Politikern verwechselt. Unterhaltsame Spaßmacher und mächtige Herrschende, das war niemals ein und dasselbe. Fünf Jahrhunderte später lässt sich bei einem Besuch der Kunstbibliothek begreifen, was es heißt, in einer Spaßgesellschaft zu leben. Beim Anblick der zahllosen Narrenbilder folgt ein Déjà-vu dem nächsten. Dieses verkniffene Porträt, war das nicht neulich in der Zeitung? Und dieses Grinsen kennt man doch! Stimmt. Nach mühevoller Kleinarbeit musste Ausstellungsmacher Lutz S. Malke das Fazit ziehen: „Narren sind unter uns!“ Die taz dokumentiert die erstaunlichen Parallelen zwischen mittelalterlichem Narrentypus und Berliner Wahlkämpfern. ARMIN BEBER

„Narren – Porträts, Feste, Sinnbilder, Schwankbücher und Spielkarten“: Kunstbibliothek, Matthäikirchplatz 6. bis 21. Oktober, Di–Fr 10–18, Sa/So 11–18 Uhr

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