: Die Nagelprobe kommt in Passau
betr.: Die DVU in der Nibelungenhalle in Passau
Am Samstag, den 23. September 2000, kommt erneut die rechtsextreme DVU in die Nibelungenhalle nach Passau. Zu Bier und Wurst werden wieder Hassreden gegen den Rechtsstaat gereicht werden. Dieses Ritual begleitet uns seit vielen Jahren, und die Öffentlichkeit hat sich daran gewöhnt.
Doch nun scheint sich der Wind gedreht zu haben. Die Öffentlichkeit nimmt endlich das Morden von rechts zur Kenntnis. Endlich wird die rechte Gewalt und die rechte Verachtung des Rechtsstaats als Gefahr begriffen. Die ganze Nation verwandelte sich über Nacht zur riesigen, verbalen Antifa.
Doch die Nagelprobe steht aus. Sie kommt für Passau im September, wenn die DVU abermals in der Nibelungenhalle residiert. Werden die Rechten wieder von Hundertschaften von Polizisten in den Saal geleitet werden? Wird die Stadt wieder den Widerstand gegen rechts diskreditieren oder sucht sie endlich mit dem zivilcouragierten Segment der Passauer Bürgerschaft den aktiven Konsens gegen rechts?
Wir schlagen, als gemeinsame Aktion aller Bürger, den totalen Boykott der DVU-Veranstaltung vor. Wenn es schon nicht gelingt die Rechtsextremisten aus der Nibelungenhalle fern zu halten, dann muss es gelingen die DVU dort auf dem Trockenen sitzen zu lassen. Kein Passauer dient den Neonazis! Niemand bedient sie!
Keine Passauer Brauerei, keine Metzgerei und keine Bäckerei soll die Extremisten beliefern. Die Bewirtung dieser „Gäste“ durch das Hallenrestaurant findet nicht statt. Übernachtungen von DVU-Leuten werden storniert. Taxifahrer befördern keine Rechtsextremisten. DVU-Busse werden nicht aufgetankt. Niemand reinigt den Saal vor der DVU-Veranstaltung. Städtische Arbeiter unterlassen die Bestuhlung der Halle. Niemand dient der DVU!
Es genügt nicht mehr Jahr für Jahr den wohlfeilen Aufruf „Rechtsextremisten unerwünscht“ an die Einfallstraßen der Stadt zu hängen. Jetzt ist Substanz gefragt.
Wir hoffen auf weitere originelle Einfälle aus der Bevölkerung, die wir gern aufgreifen und koordinieren.
WERNER KRAUS, Komitee Kritische Öffentlichkeit Passau
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